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Unfall in einer Maschinenfabrik (um 1890)

Die Mechanisierung im Industriezeitalter beschleunigte und rationalisierte Herstellungsverfahren nicht nur, sondern schuf auch neue Gefahren für die Arbeiter an den Maschinen. In Deutschland trugen sowohl der Aufstieg der Sozialdemokratie, die Arbeiteranliegen vertrat, als auch Bismarcks Einführung eines Sozialversicherungssystems, das u.a. die 1884 verabschiedete Unfallversicherung umfasste, dazu bei, das öffentliche Bewusstsein für die Sicherheit am Arbeitsplatz zu schärfen. Danach verzahnte sich das wohlbegründete Bestreben der Arbeiter nach Vermeidung von Verletzungen mit den Belangen der Fabrikbesitzer, die ein Interesse daran hatten, ihre qualifizierten Arbeitskräfte gesund zu erhalten, und mit dem Wunsch der Behörden, eine Minimierung der Sozialkosten infolge von Invalidität sicherzustellen. Diese in der Leipziger Illustrirten Zeitung veröffentlichte plastische Szene war eine Werbung für die Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. Die verschiedenen Facetten der Szene mussten für Fabrikbesitzer, Arbeiter und deren Familien nur allzu vertraut gewesen sein – die Männer, die sich um ihren verletzten Kollegen kümmerten; die aufgeregten Arbeiter, die in der Nähe stehen; die Männer, welche die für den Unfall verantwortliche Maschine inspizieren; und – am dramatischsten – die Frau des verletzten Mannes, „welche soeben, begleitet von ihrem Kinde, dem arbeitenden Gatten das Essen bringen wollte, und ihn da leblos und vielleicht für immer zum Krüppel geworden am Boden liegen sieht.“ (Deutsches Historisches Museum, Bismarck: Preußen, Deutschland und Europa. Berlin, 1990, S. 423.) Dieser Stich wurde von dem Künstler Johann Bahr (1859-?) angefertigt, einem ehemaligen Maschinenbauer mit reichlich relevanter Arbeitserfahrung, auf die er zurückgreifen konnte. Kolorierter Holzstich, um 1890.

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Unfall in einer Maschinenfabrik (um 1890)

© Deutsches Historisches Museum