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„Der journalistische Eiertanz” (um 1840)

Während der Restaurationszeit nach der Niederlage Napoleons 1815 beschränkten die europäischen Mächte, angeführt vom österreichischen Kanzler Clemens von Metternich (1773-1859), die Rede- und Meinungsfreiheit, um jede Art von kritischer, nationalistischer oder antiautoritärer Bewegung einzudämmen. Der hier wiedergegebene Kupferstich ist eine Karikatur zur Pressezensur vor der Revolution von 1848. Angesichts der Repressionsmaßnahmen sieht sich der janusköpfige Journalist zu einem heiklen Tanz um die brennenden aktuellen Fragen gezwungen, da jegliche Thematisierung derselben ihm eine Gefängnisstrafe einbringen könnte. Zu diesen „Eiern“ zählen Probleme wie die „Kammer-Frage“, das „Wahl-Recht“, die „Repressiv-Gesetze“, das „Budget“ und das „Associations-Recht“, also die Vereinigungsfreiheit. Der Journalist gibt eine merkwürdige Figur ab: sein Auftreten gleicht dem eines Hofnarren (seine karierten Strumpfhosen) als auch dem eines fahrenden Händlers (der seine „Waren” mitführt) und er hält eine Feder, die zugleich als eine Wetterfahne dient – vermutlich ein Hinweis darauf, dass er gut beraten wäre, seine Texte der Richtung anzupassen, aus der gerade der offizielle Wind weht. Zudem hat er an der Angel den „Pränumeranten-Köder“, mit dem Journalisten im Voraus für die „richtige“ Meinung bezahlt werden und die eine Hälfte seiner janusköpfigen Maske verkündet mit der Tute seine Zustimmung. Insgesamt verheißt sein Zubehör nichts Gutes für die Pressefreiheit: sein Hut aus [Zeitungs-]Papier ist „Maculatur“ – Altpapier, seine „Redactions-Geheimniße“ sind in einer Tasche weggeschlossen, „Kritik“ wird mit einem Weihrauchfass „geübt“ und er trägt wortwörtlich „Journal-Enten“ mit sich herum. Kupferstich von Andreas Geiger, um 1840.

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„Der journalistische Eiertanz” (um 1840)

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