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Carl Spitzweg, Der arme Poet (1839)

Dies ist vielleicht das bekannteste Bild der Biedermeierzeit. Carl Spitzweg (1808-1885) – von Beruf Apotheker – war selbst ein Spross des Bürgertums, dessen schwerfällige, nüchterne Werte sein Werk sowohl bedient als auch subtil untergräbt. Spitzwegs armer Poet, der hier in seiner ärmlichen Dachkammer gezeigt wird, unterbricht seine hochtrabenden Gedanken für einen Moment, um einen Floh zu betrachten, den er von seiner Kleidung oder der dünnen Bettdecke aufgelesen hat. Die einzige Wärmequelle des Raums ist das Feuer im Ofen, der vermutlich mit den Manuskripten des Dichters befeuert wird. Spitzwegs Darstellung des Dichters verhöhnt das romantische Klischee des Künstlers als überweltlichem Genie, das für seine Kunst leiden muss. Ein ähnliches Gefühl wird in Adolph Menzels frühen Illustrationen (1833) zu Goethes Gedicht „Künstlers Erdewallen“ ausgedrückt. Spitzwegs anekdotischer, humorvoller Realismus war weitaus milder als die bissige politische Satire Johann Nepomuk Nestroys oder die dunkle Ironie E.T.A. Hoffmanns. Dennoch bezeugt er für die Mitte des Jahrhunderts ein allgemeines Unbehagen an den Extremen der romantischen Idealisierung. Gemälde / Öl auf Leinwand (1839).

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Carl Spitzweg, <I>Der arme Poet</i> (1839)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Lutz Braun
Original: München, Neue Pinakothek