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Paula Modersohn-Becker, Mädchen mit Blumenkranz (1902/03)

Paula Modersohn-Becker (1876-1907) zählt zu den bedeutendsten Vetreterinnen des frühen deutschen Expressionismus. Da ihr als Frau der Zugang zu den staatlichen Kunstakademien verwehrt blieb, erwarb Becker ihre Ausbildung in privaten Akademien in London sowie dem angesehenen Verein der Berliner Künstlerinnen. Im Jahr 1893 besuchte sie eine Ausstellung von Werken des nahe gelegenen Worpsweder Künstlerkreises in Bremen, die sie stark beeindruckte. Die Künstler Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende, Carl Vinnen und Heinrich Vogeler hatten sich in jener kleinen norddeutschen Gemeinde zusammengefunden, um dort nach dem Vorbild der Schule von Barbizon unter der ländlichen Bevölkerung zu leben und Kunst zu schaffen, die, im Gegensatz zur akademischen Ateliermalerei, von der reinen, unverfälschten Natur inspiriert war. Worpswedes Ruf als „Künstlerkolonie“ diente einige Zeit als Magnet für andere schöpferische Talente, darunter die Schriftsteller Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und die Bildhauerin Clara Westhoff. 1898 ließ sich Becker in Worpswede nieder. Zwei Jahre später brach sie zum ersten ihrer vier Aufenthalte in Paris auf, wo sie weitere Kurse in einer privaten Akademie besuchte und die erste Begegnung mit Gemälden Cézannes machte, der zum wichtigsten künstlerischen Einfluss ihres Werkes werden sollte. Nach ihrer Rückkehr nach Worpswede heiratete sie 1901 den Malerkollegen Otto Modersohn. 1907 brachte sie eine Tochter zur Welt und starb kurze Zeit später im Alter von nur 31 Jahren an Komplikationen im Zusammenhang mit der Geburt.

Das Werk Modersohn-Beckers wurde erst nach ihrem Tod einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, selbst ihre Worpsweder Künstlerkollegen erkannten ihr Talent erst am Ende ihres Lebens. 1913 gab es in Bremen die erste Ausstellung ihrer Werke, nach der ihre Arbeiten bei Sammlern und Museen zusehends gefragt wurden, und 1927 eröffnete in Bremen das Paula Modersohn-Becker Museum. Die Nationalsozialisten diffamierten ihre Kunst als „entartet“ und ließen sie aus den Museen entfernen. Nach dem Krieg lebte das Interesse an ihrem Werk jedoch wieder auf, es wurde systematisch aufgearbeitet und in mehreren großen Retrospektiven gewürdigt.

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Paula Modersohn-Becker, <i>Mädchen mit Blumenkranz</i> (1902/03)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Nationalgalerie, SMB / Jörg P. Anders
Original: Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin