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„Entartete Musik”: Titelblatt des Ausstellungsführers (1938)

Ähnlich wie im Bereich der bildenden Kunst bemühten sich die Nationalsozialisten auch im Musikbereich, durch Großveranstaltungen den Unterschied zwischen guter, „deutscher“ und „entarteter“ Musik zu veranschaulichen. Zu diesem Zweck fanden vom 22. – 29. Mai 1938 in Düsseldorf die „Reichsmusiktage“ statt, auf denen in Konzerten und Vorträgen die ideologisch und ethnisch einwandfreie Musik vorgestellt wurde. Begleitend wurde die Ausstellung „Entartete Musik“ gezeigt, die am 24. Mai eröffnet wurde. Das Konzept glich dem der Ausstellung „Entartete Kunst“, sie diente der Dokumentation der vom NS-Regime seit 1933 diffamierten Künstler und deren Werken. Die im Propagandaministerium ansässige Reichsmusikprüfstelle hatte eigens eine Liste der für „entartet“ befundenen Künstler und ihrer Werke angefertigt. Die Ausstellung deckte sämtliche Bereiche der Musik ab, von Komposition, Aufführung und Kritik bis hin zu Musikwissenschaft und Förderung. Beispiele für „Entartung“ wurden sowohl in der klassischen Musik bei Komponisten wie Berg, Hindemith oder Strawinsky als auch allgemein in Jazz und Swing entdeckt. Hauptorganisator der Ausstellung war Staatsrat Dr. Hans Severus Ziegler, Direktor des Weimarer Nationaltheaters und Leiter des Gaukulturamts Thüringen, der bereits vor 1933 durch Säuberungsaktionen gegen den „Kulturbolschewismus“ in Thüringen aufgefallen war. Die visuelle Komponente der Ausstellung bestand aus Fotos, Portraits, Gemälden, Karikaturen und Postern, die den „Untermenschencharakter“ der Musiker und die Minderwertigkeit ihrer Werke illustrieren sollten. Ein Beispiel hierfür ist das unten abgebildete Titelblatt des Ausstellungsführers, welches das Deckblatt des Klavierauszugs von Ernst Kreneks Oper „Jonny spielt auf“ zur Vorlage nimmt und dabei die Nelke am Revers des afroamerikanischen Saxophonisten durch einen Davidstern ersetzt. Die Oper des österreichischen Komponisten war 1933 verboten worden, Krenek selbst emigrierte 1938 nach der Annexion Österreichs in die USA.

Die Ausstellung war bis zum Juni 1938 in Düsseldorf zu sehen und wurde anschließend zusammen mit der „Entartete Kunst“ Ausstellung in verschiedenen Städten gezeigt. Die Reichsmusiktage sollten ab 1938 jährlich stattfinden, wurden jedoch nach Kriegsbeginn 1939 eingestellt.

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„Entartete Musik”: Titelblatt des Ausstellungsführers (1938)

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