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Bundeskanzler Helmut Kohl würdigt den Erfolg der Sozialen Marktwirtschaft (25. Oktober 1989)

Anlässlich des vierzigsten Jahrestags der Einführung der Sozialen Marktwirtschaft führt Bundeskanzler Helmut Kohl deren historische Erfolge auf die Kombination von Wettbewerb und Solidarität zurück. Er verteidigt die Wirtschaftspolitik seiner eigenen Regierung und fordert weitere Reformen, um zu den Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft zurückzukehren.

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Bundeskanzler Helmut Kohl: 40 Jahre Soziale Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland


I.

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Meine Damen und Herren, die letzten 40 Jahre haben gezeigt, daß unsere freie und sozialverpflichtete Wirtschaftsordnung wie keine andere in der Lage ist, neue Herausforderungen anzunehmen und zu bestehen. Denn die Soziale Marktwirtschaft ist ein offenes und zukunftsorientiertes Wirtschaftssystem, in dem sich die Menschen frei entfalten können.

Für Ludwig Erhard war die Idee der Sozialen Marktwirtschaft kein statisches Konzept. Er hielt sie für eine Aufgabe, die nie ganz vollendet werden kann. Dies hat er uns als Erbe, als Auftrag, als eine bleibende Herausforderung hinterlassen.


II.

Angesichts des Erfolgs der Sozialen Marktwirtschaft ist heute beinahe schon in Vergessenheit geraten, wie schwierig es für Ludwig Erhard vor 40 Jahren war, für seine Ideen in unserem Land zu werben und sie dann auch durchzusetzen. Die Wirtschafts- und Währungsreform war damals eine heftig umstrittene Entscheidung. Deshalb sollte heute hervorgehoben werden: Es ist das große politische Verdienst Erhards, daß er sich allen Anfeindungen und Anfechtungen zum Trotz nicht von seinem Weg abbringen ließ. Er hat mit großem Mut und Zuversicht die Entscheidung für die Soziale Marktwirtschaft gegen den herrschenden Zeitgeist durchgesetzt.

Ludwig Erhards Entscheidung hat sich als der richtige Weg erwiesen. Denn was sich in den fünfziger und sechziger Jahren ereignete, war der weltweit beachtete und mit dem Begriff „Deutsches Wirtschaftswunder“ apostrophierte wirtschaftliche Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland. Es war der Aufstieg aus Not und Zerstörung zu einer der führenden Volkswirtschaften der Welt.

Das, was als „Wirtschaftswunder“ charakterisiert wurde, war allerdings kein Wunder. Es war zum einen die kluge Hilfe vor allem der USA. Zum anderen waren es richtige politische Grundentscheidungen und, sicher das Wichtigste, der Wille unseres Volkes trotz eines zerstörten Landes, „Ja“ zu sagen zur Zukunft.

Heute wünsche ich mir den gleichen Lebensoptimismus, diesen Glauben an die eigene Kraft, der damals das sogenannte Wirtschaftswunder hervorgebracht hat. Denn unser Land ist ein liebenswertes Land. Es ist ein Land, für das es sich einzutreten lohnt. Und deswegen müssen wir zu dieser positiven Grundstimmung zurückfinden.

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