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Das Ende der gemeinsamen deutschen Olympia-Mannschaft (11. Oktober 1968)

Als Folge des Mauerbaus rissen die sozialen Verbindungen zwischen Ost- und Westdeutschland zunehmend ab. Der Kalte Krieg griff auch auf sportliche Ereignisse über, denn jede Seite sah den Sport als wichtigen Bereich zur Demonstration der eigenen Überlegenheit an. Die gemeinsame deutsche Olympia-Mannschaft spaltete sich infolgedessen in zwei eigene Teams auf, die nun jeweils die DDR und die BRD repräsentierten.

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Zwischen Panzern und Prestige. Die Olympischen Spiele von Mexiko


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Das moderne Olympia, eine der großen Illusionen unserer Zeit, der Traum von einer besseren Welt, ist trotz seiner Popularität und trotz der Dynamik der Rekorde doch nur aus jenem Stoff, aus dem die Träume sind. Heute windet es sich im Würgegriff der Weltpolitik: Die beiden Giganten tragen auch im olympischen Stadion ihren politischen Zweikampf aus. Der Startschuß zum Duell zwischen der Sowjetunion und den USA – ein Kampf, der im noch weitaus kostspieligeren Wettlauf zum Mond ausgefochten wird – fiel 1952 in Helsinki, als die Russen zum ersten Male in die olympische Arena einmarschierten und sofort im Gesamtklassement, das es offiziell gar nicht geben soll, den zweiten Platz belegten.

Diese Herausforderung wurde von den Amerikanern zunächst nicht ernst genommen. 1960 erlitten sie dann bei den Spielen in Rom, ähnlich wie beim Weltraum-Duell, eine schwere Niederlage. Die Russen setzten sich in der Gesamtwertung mit klarem Abstand an die Spitze. Nicht nur im Weltraum, auch auf der Erde, auf olympischem Boden, waren nun die Sowjets die ersten. Sie hatten die Amerikaner überrundet.

Man kann sich das Ausmaß der Propagandawirkung und den Prestigegewinn vor allem bei den Neutralen dann nicht vorstellen, wenn man in dem ganzen Geschehen nur nebensächliche sportliche Wettkämpfe sieht. Die westlichen Politiker erkannten zunächst nicht die neue Waffe, die da im Arsenal des Kalten Kriegs geschmiedet worden war. Dabei konnte man doch wirklich kaum annehmen, daß Stalin und seine Nachfolger plötzlich vom olympischen Geist erleuchtet worden waren, als sie ihre Staatsamateure gegen die Sportler des Westens antreten ließen. Bis dahin hatte „Olympia“ in Moskau als ein bürgerlichdekadentes Fest gegolten, gegen das man die Massen der eigenen „Spartakiade“ mobilisierte.

Es war de Gaulle, der als erster in Europa die gefährliche Situation erkannte, nachdem die französischen Sportler aus Rom ohne eine einzige Goldmedaille nach Hause gekommen waren. Er unterstützte daraufhin den Leistungssport großzügig von Staats wegen und ließ von seinem neuernannten Sportminister in Joinville bei Paris ein riesiges Trainingszentrum errichten. Auch Präsident Kennedy sah, daß für die Russen der weltweit wirkende internationale Sporterfolg zu einem Mittel der Politik geworden war.

Nur zögernd entschloß man sich in Westdeutschland, den sportlichen Rüstungswettlauf mitzumachen. Als aber 1964 die DDR in der gesamtdeutschen Mannschaft mehr Olympiakämpfer stellen konnte als die dreimal größere Bundesrepublik, da erschrak man auch in Bonn und stellte Mittel zur Verfügung, die allerdings längst nicht genügten.

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