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Die Wiederwahl Paul von Hindenburgs (13. August 1932)

Paul von Hindenburgs erste Amtszeit als Präsident endete inmitten einer schweren politischen und finanziellen Krise. Der nunmehr 84 Jahre alte ehemalige Feldmarschall litt unter gesundheitlichen Problemen und war zunehmend auf die Unterstützung seines Sohnes sowie den politischen Rat General Kurt von Schleichers angewiesen, der Hindenburg drängte, zur Wiederwahl anzutreten. Seit der letzten Präsidentschaftswahl 1925 hatte sich die politische Landschaft drastisch verändert. Damals hatte Hindenburg hauptsächlich von den Konservativen Unterstützung bekommen. 1932 kam die Unterstützung dagegen von den Verfechtern der Republik (SPD, DDP, Zentrum) gegen Angriffe von der zunehmend radikalen Rechten. Bei der Wahl vom März 1932 gelang es keinem der Kandidaten, eine Mehrheit zu erreichen. Hindenburg erhielt 49,6% der Stimmen; Hitler erhielt 30,1%; der Kandidat der KPD, Ernst Thälmann, 13% und der Kandidat der DNVP, Theodor Duesterberg, 6,8%. Zwar gewann Hindenburg die Stichwahl einen Monat später mit 53% der Stimmen, doch war es Hitler gelungen, einen Großteil der konservativen, nationalistischen Wähler für sich zu gewinnen, wie dieser Bericht der Associated Press darlegt.

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Hitler bleibt hinter Behauptungen zurück

BERLIN, 10. April (AP). – Adolf Hitler erreichte in der Stichwahl der heutigen deutschen Präsidentschaftswahlen nicht die 15.000.000 Stimmen, die er für sich beansprucht hatte.

Der Nazi-Führer gewann jedoch erneut Pommern, wo er 511.000 Stimmen erhielt, während auf Präsident von Hindenburg 369.000 Stimmen entfielen und auf Ernst Thälmann 64.000. Anscheinend gewann Hitler den Großteil der Wähler für sich, die letzten Monat für Oberst Theodor Duesterberg gestimmt hatten. Er gewann ebenfalls wieder in Chemnitz-Zwickau mit 557.000 Stimmen, dagegen erhielten der Präsident 445.000 und Herr Thälmann 177.000.

Ostpreußen, vielleicht der am härtesten umkämpfte Bezirk von allen, wo sowohl Kanzler Brüning für Präsident Hindenburg als auch Herr Hitler ihre größten Anstrengungen machten, unterstützte wiederum Herrn von Hindenburg, der 546.000 Stimmen gegenüber Herrn Hitlers 493.000 und Herrn Thälmanns 85.000 Stimmen erhielt.

Obwohl Herr Hitler im Vergleich zu seinen Stimmen in Ostpreußen vom 13. März 90.000 Stimmen hinzugewann, gelang es ihm nicht, die gesamten 133.879 Stimmen für Oberst Düsterberg aus der ersten Wahl an sich zu ziehen.

Hindenburg gewinnt Braunschweig

Braunschweig, ein „Nazi-Paradies“, wo die Polizei in den Händen von Dietrich Klagges, dem nationalsozialistischen Innenminister, liegt, gab Präsident von Hindenburg eine Mehrheit von 53.000 der 105.000 abgegebenen Stimmen. Herr Hitler gewann hier jedoch Stimmen von sowohl Kommunisten als auch Nationalisten und erreichte 44.700 oder 42,5 Prozent der Stimmen gegenüber 36,4 Prozent in der Wahl am 13. März. Präsident von Hindenburgs Stimmenanteil lag vor vier Wochen bei 47.7 Prozent.

Heftiger Regen und schlechtes Wetter in einem Großteil des Landes hielten die Wahlbeteiligung niedrig.

Ein Nationalsozialist wurde in einem Zusammenstoß zwischen Nazis und Kommunisten in Hamburg erschossen und mehrere Personen verletzt, während einige weitere Personen in kleineren Gemengen verletzt wurden, doch eine wachsame Polizei behielt die Unruhen unter Kontrolle. Die Berliner Polizei hielt rechte und linke Extremisten auf Trab und verhaftete letzte Nacht 200 und weitere zwanzig heute Morgen. Die meisten von ihnen wurden jedoch freigelassen. Wohnungen von Nationalsozialisten wurden während des Tages nach Waffen durchsucht.

In einigen zentralen Durchgangsstraßen überklebten Kommunisten Straßenschilder und benannten die Straßen um in „Thälmannstraße“, „Leninstraße“, sowie nach anderen kommunistischen Führern.

Nachdem die Präsidentschaftswahl nun vorüber ist, konzentriert sich das politische Interesse auf die Landtagswahlen in Preußen und anderen Staaten am 24. April, von denen angenommen wird, dass sie einen echten Maßstab der politischen Stärke der faschistischen Bewegung liefern werden. An diesem Datum werden Landtagswahlen in Preußen, Bayern, Württemberg, Hamburg und Anhalt abgehalten.





Quelle: Associated Press, 11./12. April 1932. Abgedruckt in: Louis L. Snyder, Hrsg., Hitler's Third Reich: A Documentary History (Chicago: Nelson-Hall, 1981), 73-74. Übersetzung: Insa Kummer.

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