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Heinrich Brüning, „Keine Reparationen mehr": Rede vor dem Reichsparteiausschuß der Deutschen Zentrumspartei (5. November 1931)


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Wer ist denn überhaupt in der Lage, dieses Weltbild, das sich seit einem Jahre entwickelt hat, und sich von Tag zu Tag kaleidoskopartig verändert, in seiner Gesamtheit und in seinen bedeutenden Einzelzügen gleichzeitig zu überblicken? In diesem Augenblick hat das deutsche Volk mehr denn je ein Interesse daran, seine eigene Währung stabil zu halten.

Viele Leute meinten, als das Pfund vom Goldstandard herunterging, nun müßten wir einen Husarenritt machen und die Mark gleichfalls vom Gold abhängen. Ich werde mich bis zum letzten dagegen wehren, irgendeine inflatorische Maßnahme irgendeiner Art zu treffen.

(Lebhafter Beifall.)

Und zwar nicht nur aus Gerechtigkeit, nicht nur zum Schutze der Schwachen, sondern weil ich der Ansicht bin, daß die ehrliche Bilanz in der deutschen Wirtschaft trotz aller Bitternisse unbedingt wiederhergestellt werden muß

(Bravo!),

und daß jeder Versuch und jedes Verlangen nach inflatorischen Maßnahmen letzten Endes auch den Zweck haben kann, diesen Prozeß der klaren Bilanz der gesamten deutschen Wirtschaft zuschanden zu machen und wiederum einen Schleier über die Fehler der Vergangenheit zu ziehen.

(Lebhafte Zustimmung.)

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Ich habe wiederholt ausgesprochen, daß es notwendig ist, in allem Klarheit und Wahrheit zu schaffen, in der öffentlichen Wirtschaft ebenso wie in der privaten Wirtschaft, und wir kommen darum nicht herum, denn alle Erfolge in der Außenpolitik sind um so eher zu erreichen, wenn wir nichts verbergen, wozu wir auch an sich gar keinen Anlaß haben, sondern namentlich, wenn wir heute, ich möchte sagen: Die Bilanz der deutschen Finanzen und der deutschen Wirtschaft klar und ehrlich jedermann in der Welt zur Einsicht vorlegen. Das ist die stärkste und durchschlagendste Waffe, die die Reichsregierung haben konnte, und diese Waffe zu schmieden, war die Aufgabe des ersten Jahres der Tätigkeit dieser Reichsregierung.

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