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„Hausfrauen an die Wahlurne" (5. Dezember 1924)


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Hausfrauen, wißt Ihr, daß die größere Hälfte der deutschen Wähler aus Frauen besteht?

Wißt Ihr, daß Ihr es seid, die letzten Endes das Ergebnis des Wahlkampfes entscheiden?

Ihr ersehnt eine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse, ein Ende der Wohnungsnot, Herabsetzung der Lebensmittelpreise. Ihr wünscht, daß Eure Kinder einen geregelten Schulunterricht erhalten, daß sie zu Ordnung und Sitte erzogen werden. Ihr wünscht, daß Eure Männer vom Abbau verschont bleiben, daß Euch keine neuen Steuerlasten auferlegt werden.

Das kann sich nur verwirklichen, wenn die nationalen bürgerlichen Parteien neu gestärkt aus dem Wahlkampf hervorgehen, wenn die Vertreter des Internationalismus und des Klassenkampfes überwunden werden.

Jede von Euch muß dazu beitragen.

Keine Pflicht ist am 7. Dezember wichtiger als der Gang zur Wahlurne.

Glaubt nicht, Ihr wäret am Wahlsonntage in Eurem Haushalt unentbehrlich! Glaubt nicht, daß Ihr am eigenen Herde stehen und Eure Suppe kochen müsst, während die Wahlurne leer bleibt, weil die Zettel der Hausfrauen darin fehlen!

Glaubt nicht, daß Ihr Eure Kinder hüten müsst, während das Vaterland zugrunde geht, weil Ihr keine Hand rührt, um es zu retten!

Ihr könnt die Sonntagssuppe schon am Sonnabend vorbereiten und sie Sonntags aufwärmen. Ihr könnt eine Freundin oder Verwandte bitten, Euch eine Stunde lang bei den Kindern zu ersetzen.

Wenn Ihr es ernstlich wollt, kann jede von Euch sich freimachen.

Ihr könnt noch mehr tun. Ihr könnt Eure Stütze, Eure Mieterin, Eure Freundinnen und Verwandten überreden, ihre Wahlpflicht zu erfüllen. Ihr könnt Eure erwachsenen Kinder davon überzeugen, daß sie den Weg ins Wahllokal nicht scheuen dürfen.

Deutsche Hausfrauen und Mütter! Wißt Ihr, wie groß Euer Einfluß ist?

Wißt Ihr, daß Ihr die Verantwortung tragt, wenn das stimmberechtigte Bürgertum sich am 7. Dezember seiner Wahlpflicht entzieht?

Hausfrauen, geht alle den Weg zur Wahlurne und nehmt mit, die Euch nahestehen. Von Euch hängt der Ausgang des Wahlkampfes ab!





Quelle: „Hausfrauen an die Wahlurne“, in Deutsche Allgemeine Zeitung, 5. Dezember 1924. (http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/title/zdb/2807323X/)

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