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OMGUS-Umfragen: Die wichtigsten Sorgen und Nöte seit der Währungsreform (Februar-August 1948)

Die im Juni 1948 in den Westzonen Deutschlands durchgeführte Währungsreform und die unmittelbar danach einsetzende Verbesserung der Versorgung mit Nahrungs- und Konsumgütern lässt die Sorge der Bevölkerung um die Ernährung in den Hintergrund treten. Dafür stellt sich nun das Problem, schnell einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden, um unter den Bedingungen der freien Marktwirtschaft den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen.

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Die wichtigsten Sorgen und Nöte seit der Währungsreform

Befragte: unspezifisch.
Untersuchungszeitraum: neun Erhebungen zwischen Februar und August 1948 (5 Seiten).



Im Frühjahr 1948 unterschieden sich die Sorgen und Nöte der deutschen Bevölkerung nicht von der ersten Erhebung zu diesem Thema. Im Juni 1948 aber, als die Westmächte die Währungsreform einführten, veränderte sich die Lage der Deutschen und folglich auch die von der Öffentlichkeit artikulierten Sorgen und Nöte.

Vor der Währungsreform war die am häufigsten genannte Sorge immer die Ernährung. In der Tat nannten in den Winter- und Frühjahrsmonaten 1948 mehr als die Hälfte der Bewohner der Amerikanischen Zone, zwei Drittel in Berlin und drei Viertel in Bremen die Lebensmittelversorgung als eine ihrer hauptsächlichen Sorgen und Nöte. Nach der Währungsreform änderte sich das Bild in der Amerikanischen Zone und in Bremen drastisch, während die Ernährungslage in Westberlin, wo zeitgleich mit der Währungsreform die Blockade begann, prekär blieb, sodass immer noch 47 Prozent der Bevölkerung ernsthaft besorgt war.

In den Winter- und Frühjahrsmonaten 1948 galt die zweite Sorge der Kleidung und den Schuhen, vier von zehn Erwachsenen in der Amerikanischen Zone sprachen davon. Nach der Währungsreform ging diese Zahl aber zurück, und im August hielten nur noch acht Prozent sie für erwähnenswert. In Berlin jedoch fiel der Anteil nur von 32 auf 14 Prozent.

Die Sorge um Brennmaterial war nicht so weit verbreitet, aber doch eine, die eine ähnliche Tendenz aufwies wie die Sorge um Ernährung und Kleidung. Nachdem sie gegen Ende des Frühjahrs auf den üblichen Sommertiefststand von einem oder zwei Prozent gesunken war, stieg sie im August wieder auf eine Person von zehn.

Obwohl die Sorge um die Grundversorgung nach der Währungsreform tendenziell auf fast handhabbare Dimensionen zurückging, stieg die Sorge um deren Finanzierung sprunghaft an. In der Sommermitte sagte die Hälfte der AMZON-Bevölkerung (48%), dass sie nicht genügend Einkommen hatte, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, im August war diese Zahl auf 59 Prozent angestiegen.

Bei allen Erhebungen machte sich nur eine kleine Gruppe der AMZON-Bewohner (weniger als 5%) Sorgen um die Zukunft im Allgemeinen. In West-Berlin jedoch stieg diese Zahl Mitte April von ungefähr fünf auf 13 Prozent, ging im Mai wieder zurück und stieg dann wieder an und blieb in den Monaten Juni, Juli und August relativ hoch (10 bis 14%).

Die meisten anderen Sorgen und Nöte blieben relativ konstant: Sorge um die Kriegsgefangenen und Vermissten (6-9%), Wohnraumverlust (8-14%), Mitgliedschaft in der Nazipartei (0-2%), Gesundheit (3-6%), Schwierigkeiten der Evakuierten (8-9%). Die Zahl jener, die angaben, überhaupt keine Sorgen zu haben, schwankte zwischen einem und fünf Prozent der AMZON-Befragten.



Quelle: A. J. und R. L. Merritt, Public Opinion in Occupied Germany, The OMGUS Surveys. Urbana, IL, 1970, S. 258-59.

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche: Erica Fisher

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