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Rede von Louise Otto, erste Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Frauenvereins, bei der 3. Generalversammlung (1869)

In ihrem Rechenschaftsbericht für die 3. Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins hob die erste Vorsitzende Louise Otto 1869 die Langwierigkeit aller Bemühungen zur Verbesserung der Stellung der Frau hervor und verwies auf die zentrale Rolle der Lokalvereine. Trotzdem zeigte sie sich angenehm überrascht, dass der Verein jüngst von einem Philosophenkongress ebenso wie aus der Arbeiterschaft Unterstützung erhalten hatte.

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Indem ich Rechenschaft ablegen soll von der Wirksamkeit unsers Vereins und dem, was er bisher geleistet, würde ich allerdings in Verlegenheit sein, wenn es sich dabei um sichtbare Resultate handelte. Nützliche Institute zu einer schnellen und augenfälligen Verbesserung des Frauenloses in's Leben zu rufen, kann wenigstens vor der Hand noch nicht Sache des Allgemeinen Deutschen Frauen-Vereins sein, solange derselbe nicht über große Geldmittel zu verfügen hat. Es ist dies vorerst nur Sache der Lokalvereine und um die Gründung solcher sich zu bemühen, ist mit eine seiner Hauptaufgaben. [ . . . ]

Denn eben diese Anregung zu geben, ist der Hauptzweck unsers Vereins. Er gibt sie zuerst schon durch seine Existenz, dadurch, daß in ihm ein Mittelpunkt gegeben für alle Frauen, denen es darum zu tun ist, an der Lösung der Frauenfrage mitzuarbeiten, wie denn wir fast alle, die wir hier aus Nord und Süd zusammengekommen sind, uns erst seit Gründung dieses Vereins kennengelernt und dadurch erfahren haben, daß es überall gleichgesinnte, begeisterungsfähige Frauen gibt, die bereit sind, einer gemeinsamen Idee ihre Kraft zu weihen und indem sie aus ihrer Vereinzelung heraustreten, im gemeinsamen Wirken ein Glück finden, nach dem sie bisher vergeblich sich sehnten. [ . . . ]

So folgte ich im Juli der Aufforderung des Handwerkervereins in Berlin, dort einen Vortrag über Frauenwirken im Dienste der Humanität zu halten, der daselbst die Gründung eines Arbeiterinnenvereins zur Folge hatte. [ . . . ]

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