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Die nächsten Aufgaben der Universitäten und Hochschulen, SED-ZK-Entscheidung (Februar 1951)

Zu Beginn der 1950er war die DDR-Hochschulpolitik einerseits durch einen dringenden Bedarf an wissenschaftlich-technischen Personal geprägt, welche die Ziele des Fünf-Jahres-Plans voranbringen sollten, andererseits durch den Wunsch den marxistisch-leninistischen Ansatz in den Geisteswissenschaften zu festigen.

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Die gegenwärtige Situation


Während im Westen Deutschlands die Wissenschaften und ihre Institutionen für die anglo-amerikanischen Kriegsvorbereitungen mißbraucht werden, müssen unsere Universitäten, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen wirksame Instrumente im Kampf für die Sicherung des Friedens und die Herstellung der demokratischen Einheit Deutschlands sein.

Die erste Voraussetzung dafür besteht darin, das Zurückbleiben unserer Hochschulen in der ideologischen Entwicklung zu überwinden. Dazu ist notwendig:

1. einen unversöhnlichen Kampf gegen alle reaktionären Ideologien, gegen den bürgerlichen Objektivismus, den Kosmopolitismus und Sozialdemokratismus an den Universitäten und Hochschulen zu entfalten, um jeden Versuch zu unterbinden, imperialistische Ideologien zu verbreiten,

2. durch öffentliche wissenschaftliche Diskussionen und private Aussprachen über Weltanschauungsfragen den fortschrittlichen Kräften kameradschaftlich zu helfen, den Weg zu Marxismus-Leninismus zu finden,

3. alle fachlich hochqualifizierten Kräfte, die loyal zu unserer antifaschistische-demokratischen Ordnung stehen, für die fortschrittliche Entwicklung der Wissenschaft und für die fortschrittliche Erziehung der jungen Generation zu gewinnen.

Um den Fünfjahrplan erfüllen zu können, brauchen wir hochqualifizierte Fachleute, die über Einsicht in die Entwicklungsgesetzte der menschlichen Gesellschaft verfügen [ . . . ]

Dementsprechend besteht die nächste Aufgabe in der Entwicklung einer fortschrittlichen, dem Frieden dienenden deutschen Wissenschaft darin,

1. das gesellschaftswissenschaftliche Grundstudium an allen Fakultäten der Universitäten und Hochschulen wirksam durchzuführen,

2. das Studium der Naturwissenschaften und exakten Wissenschaften zu fördern,

3. die Ergebnisse der Sowjetwissenschaft und der Wissenschaft in den volksdemokratischen Ländern ohne Verzögerung den Angehörigen des Lehrkörpers und unseren Studierenden zu vermitteln.

Zu diesem Zweck müssen in ausreichendem Masse neue Planstellen für Professoren, Dozenten, Assistenten, und Hilfsassistenten auf dem Gebiet der Gesellschaftswissenschaften eingerichtet und beschleunigt dafür geeignete Kräfte nach neuen, verbesserten Lehrprogrammen ausgebildet werden. An jeder Universität und Hochschule sind Institute für die Fachgebiete der Gesellschaftswissenschaften zu schaffen. Die Naturwissenschaften und exakten Wissenschaften sind durch schwerpunktmäßigen Ausbau der entsprechenden Institute, Laboratorien, Versuchstationen usw. zu fördern.

Die Hochschulliteratur der Sowjetunion muß beschleunigt übersetzt und herausgegeben werden. Auch die Schaffung neuer deutscher Hochschullehrbücher ist sofort in Angriff zu nehmen. Die Universitäts-Betriebsparteigruppen der SED und die Genossen der FDJ-Hochschuldgruppen haben dafür zu sorgen, daß die Gesellschaftswissenschaften in der Studiengruppenarbeit der FDJ stärkstens berücksichtigt werden, und gleichzeitig einen Kampf gegen die Unterschätzung der Naturwissenschaften und exakten Wissenschaften durch Funktionäre der SED und FDJ zu führen.

Eine fortschrittliche, dem Frieden dienende deutsche Wissenschaft zu entwickeln, heißt lernen, lehren und forschen als Anleitung zum Handeln, und zwar zum Handeln im Interesse der fortschrittlichen Entwicklung [ . . . ]

Die Universitätsbetriebsgruppen unserer Partei werden politisch-ideologisch direkt dem Zentralkomitee unterstellt. Bei ihnen sind Parteiorganisatoren des ZK einzusetzen. Es muß erreicht werden, dass der Praktizismus, der sich in den Universitäten und Hochschulen vornehmlich in der Übernahme von Verwaltungsaufgaben durch die Parteieinheit äußert, überwunden wird. Die Parteieinheiten an den Universitäten und Hochschulen haben die disziplinierte Durchführung der Beschlüsse der Partei und der Anweisungen unserer Regierung durch alle Organe und Angehörigen der Universitäten und Hochschulen zu gewährleisten und die Maßnahmen der Verwaltung in der Praxis zu überprüfen [ . . . ]



Quelle: H. Weber, Von der SBZ zur DDR 1945-1968. Hannover, 1968, S. 286-87.

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