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Die Rolle der Frau aus evangelischer und katholischer Sicht in den fünfziger Jahren (1954/1958)

Die evangelische und die katholische Kirche kritisieren in den fünfziger Jahren gleichermaßen den Trend zur Berufstätigkeit von Frauen. Sie sehen die zentrale Aufgabe der Frau weiterhin in ihrer traditionellen Rolle als Ehefrau und Mutter.

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I.

Jene Stimmen aus den Reihen berufstätiger Frauen erinnern uns nicht nur an ein Versäumnis. Sie lassen auch erkennen, daß die Berufstätigkeit der Frau als solche nicht ohne Problematik ist, daß sie in sich eine Spannung trägt, die immer wieder bestanden sein will. Wer das nicht sieht, wird die besondere Art der Lebensaufgabe einer Frau im Beruf schwerlich recht erkennen. Es handelt sich dabei um keinerlei Urteil über die Tüchtigkeit und Lebensleistung der berufstätigen Frau; es gilt lediglich, die Voraussetzungen, unter denen sie ihre Leistung vollbringt, nüchtern zu erkennen. Und dazu gehört – neben wichtigen anderen Dingen – zweifellos auch dies: Die Frau ist nach Leib und Seele dazu geschaffen, die Lebensgefährtin eines Mannes und die Mutter von Kindern zu werden – das ist einfach ein Befund. Er umfaßt neben dem rein physiologischen auch einen psychischen Tatbestand: Die Frau hat im Unterschied vom Mann – abgesehen von Ausnahmen, die es immer gibt – gerade diejenigen Eigenschaften und Fähigkeiten, auf die das Kind angewiesen ist, wenn es nicht Schaden im leiblichen und geistigen Wachstum leiden soll. Das einfühlende Erkennen, der Hang zum Hegen und Pflegen des Hilflosen, der rasche Blick für das menschlich Nächstnotwendige – alle solche besonderen „fraulichen“ Befähigungen sind zugleich ein deutlicher Hinweis auf die der Frau zugedachten Aufgabe: das Leben als Gattin und Mutter. [ . . . ]



Quelle: H. Greven, Hg., Die Frau im Beruf, in Zusammenarbeit mit Lydia Präger und Elisabeth Schwarzhaupt im Auftrag der evangelischen Akademie. Hamburg 1954, S. 13 f.; abgedruckt in A. Kuhn und D. Schubert, Hg., Frauenalltag und Frauenbewegung im 20. Jahrhundert, Band 4. Frankfurt, 1980, S. 62 f.



II.

Die Sorge für das Haus, in dem die Frau die Königin ist, bildet das Zentrum und die Stätte ihres hauptsächlichen Wirkens. Aber in der jetzigen Ordnung der Dinge hat die Industrie mit ihren riesigen Fortschritten einen Wandel ohnegleichen herbeigeführt. Sie hat eine große Zahl von Frauen gezwungen, den häuslichen Herd zu verlassen und ihre Arbeit in den Fabriken, in den Büros und Geschäften zu verrichten. Welches ist eure Pflicht unter diesen Umständen? Sorget dafür, heute mehr denn je, daß die Familie das Heiligtum eures Lebens sei.

Ziel der Frauenarbeit im öffentlichen Leben ist, die Würde des Mädchens, der Gattin, der Mutter zu schützen, Haus und Heim und Kind gemäß der ursprünglichen Rangordnung innerhalb der Gesamtaufgaben der Frau zu erhalten.

Das Schicksal der Familie, das Schicksal des menschlichen Gemeinschaftslebens steht auf dem Spiel. Es liegt in euren Händen. Jede Frau also, ohne Ausnahme, hat – merkt es euch wohl – die Pflicht, die strenge Gewissenspflicht, nicht abseits zu bleiben, sondern zu handeln.



Quelle: „Papst Pius XII. zu den Aufgaben der Frau,“ in Frau und Mutter, Monatsschrift für die katholische Frau in Familie und Beruf, Heft 12, 1958, S. 194; abgedruckt in A. Kuhn und D. Schubert, Hg., Frauenalltag und Frauenbewegung im 20. Jahrhundert, Band 4. Frankfurt, 1980, S. 62 f.

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