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Neues Deutschland: „So sieht die faschistische Brut der Adenauer, Ollenhauer, Kaiser und Reuter aus!” (21. Juni 1953)

Von Anfang an gibt die Regierung der DDR westlichen „Provokateuren“ die Schuld an dem Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953. Der wenige Tage später im SED-Zentralorgan Neues Deutschland veröffentlichte Artikel zählt eine Reihe von konkreten Untaten auf, die angeblich von westdeutschen Jugendlichen mit „amerikanischer Lebensweise“ in Ostdeutschland im Rahmen des Aufstands begangen wurden.

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„So sieht die faschistische Brut der Adenauer, Ollenhauer, Kaiser und Reuter aus!“


Nebenstehend veröffentlichen wir das Foto eines Mitgliedes einer Gruppe westberliner Provokateure, die bei Ausschreitungen gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung in der Stadt Erfurt von den Sicherheitsorganen unserer Republik dingfest gemacht wurden. Texashemd mit Cowboy, Texaskrawatte mit der Abbildung nackter Frauen, Texasfrisur, Verbrechergesicht – das sind die Ritter der „abendländischen Kultur“, die typischen Vertreter der amerikanischen Lebensweise. Dieser Bandit, ein deklassiertes Element aus Erfurt, hat nach einem kurzen Gastspiel auf mehreren Arbeitsstellen in der Republik sich vor längerer Zeit nach Westberlin begeben, weil Gangstertum ihm besser paßte als ehrliche Arbeit. Aus den Aussagen der beim offenen Widerstand gegen unsere Machtorgane verhafteten Banditen geht hervor, daß die ganze Gruppe in westberliner Anlaufstellen kostenlos die Texashemden zur Verfügung gestellt erhielten. Dabei wurde ihnen in Westberlin erklärt: Das alles bezahlt Ernst Reuter! In den Agentenzentralen des faschistischen BDJ für Sabotage- und Diversionsarbeit ausgebildet, bei der Durchführung von Terrorüberfällen gegen westberliner Friedenskämpfer „erprobt“, wurde diese ganze Bande faschistischer Provokateure zwischen dem 15. und 17. Juni von Westberlin nach Erfurt eingeschleust, um am „Tage X“, das heißt am 17. Juni, Aufruhr in Erfurt zu provozieren. Durch das energische Eingreifen unserer staatlichen Organe und die tatkräftige Hilfe klassenbewußter Erfurter Arbeiter wurde die gesamte Bande ausnahmslos am 17. Juni verhaftet.

Die Verbrecher werden der gerechten Bestrafung zugeführt.

So hausten die faschistischen Banditen

Auch in Halle versuchten am 17. Juni von Westberlin aus gelenkte faschistische Subjekte mit Provokationen Verwirrung unter unsere Bevölkerung zu bringen. Mit Schlagringen und anderen Mordinstrumenten zogen sie randalierend und plündernd durch die Stadt und verübten schändliche Terrorakte. Einige Beispiele werden genügen, um jedem Werktätigen klarzumachen, daß man mit diesen Elementen unnachsichtig abrechnen muß.

Kurt Hugo, geboren 1934, drang z. B. mit einer Gruppe von Provokateuren in den Kreisvorstand des DFD Saalkreis in der Klement-Gottwald-Straße ein, mißhandelte die Freundinnen des DFD, zerschlug das Inventar und hauste wie ein Vandale. Dann stahl er, was ihm unter die Finger kam, nahm Schreibmaschine und andere Gegenstände mit in seine Wohnung.

Ebenfalls ein übler Bursche ist Werner Reuter aus der Dessauer Straße, der schon wiederholt durch strafbare Handlungen in Erscheinung getreten ist. Mit einer Gruppe von Provokateuren überfiel er den VP-Kommissar J. Dieser wurde niedergeschlagen, getreten und schwer mißhandelt. Man raubte ihn vollständig aus. Mit der Schußwaffe des J. wurde dann die Feuerwehr beschossen, die versuchte, die von den Provokateuren angelegten Brände zu löschen.

Eine weitere Gruppe von Provokateuren überfiel die Volkspolizistin B., als sie aus ihrem Wohnhaus trat. Die Meute der Provokateure schlug sie nieder und brachte ihr mit Fußtritten auf Kopf und Leib schwere innere Verletzungen bei. Erst einige vernünftige Passanten halfen der Volkspolizistin und brachten sie in ein Krankenhaus. Durch die schweren Verletzungen besteht Lebensgefahr.

Ein besonders schwerer Junge ist der Bauunternehmer Nyssen, wohnhaft Turmstraße, Ecke Bernhardystraße. Mit einer Meute von Provokateuren drang er in die Wohnung des Volkspolizeiwachtmeisters T. ein, belästigten seine Frau und seine Schwiegereltern. Dabei zog der Bauunternehmer Nyssen aus seinem Rockärmel ein 40 cm langes Messer, in der anderen Hand führte er einen Strick mit sich und rief: „Heute muß Blut fließen, dem T. schneide ich den Hals ab.“

Hermann Thieme und Winfried Leetzsch überfielen in den Nachtstunden vom 17. zum 18. Juni den VP-Hauptwachtmeister D. und seine freiwillige Helfergruppe, die den Auftrag hatte, eine Konsumverkaufsstelle zu bewachen. Die beiden faschistischen Subjekte Thieme und Leetzsch versuchten zu plündern, zu stehlen und zu morden. Sie wurden überwältigt, und bei einer Haussuchung fand man bei ihnen drei Pistolen mit 90 Schuß Munition, einen Karabiner, ein Tesching, ferner Feldfernsprecher und andere Ausrüstungsgegenstände.



Quelle: „So sieht die faschistische Brut der Adenauer, Ollenhauer, Kaiser und Reuter aus!“, Neues Deutschland, 21. Juni 1953, S. 1. Mit freundlicher Genehmigung der Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH Berlin

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