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Protestanten gegen Radikale – Ein Lutheraner verteidigt die Rechte des Herrschers in geistlichen Angelegenheiten (1530)

Johannes Brenz (1499-1570) war ein schwäbischer Anhänger Luthers und selbst ein bedeutender Reformer. Seine unten abgedruckte Schrift griff das anonyme Pamphlet an, welches die Autorität weltlicher Herrscher in Glaubensdingen in Frage stellte.

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Antwort auff die vertzeichnus, so auff diße frag (Ob ein weltliche oberkait recht habe, in des glaubens sachen mit dem schwert zu handeln) gestelt ist.


Erstlich ist es die warhait, das das New Testament von zweyerlai reichen auff erden redt, nemlich von einem gaistlichen und von einem weltlichen etc.

So ist es auch die warhait, das ein igklich reich seinen konig, scepter, ziel und ende underschiedlich habe, wie dan in der verzaichnus furgetragen.

Zum dritten ists auch die warhait, das der weltlichen oberkait den rechten glauben mit gewalt zu beschirmen oder den unglauben mit gewalt zu vertreyben und zu straffen nit gebure etc.

Aber da wil es sich stossen, das diser, so die verzaichnus gestelt hat, kein underschied helt zwuschen dem glauben oder unglauben und zwuschen des glaubens oder unglaubens eusserlichen wercken und thaten. Ja disse zwey stuck mengt er ineinander und beschleußt, dieweyl die weltlich oberkait kein gewalt hab, den unglauben zu straffen, so hab sie auch kein recht, die werck oder eusserlich that desselben unglaubens zu straffen oder zu wern. Dan dißen beschluß geben seine wort, darin er vermeint, ein igkliche weltliche oberkait sey by irem gewissen schuldig, einer igklichen secten oder glaubens, sey recht oder falsch, offenlich versamlung in irm gebiet zu gedulden und sie darbey fridlich handtzuhaben.

Nun aber diße zwey stuck, recht glauben oder unrecht glauben und auß dem rechten oder unrechten glauben offenlich handeln, haben einen grossen underschied, welch, wol voneinander getailt und underschieden, clarlich antzaigen werden, was die weltlich oberkait mit gutem gewussen wern oder hindern moge.

Zum ersten geschicht das glauben, es sey recht oder unrecht, mit dem hertzen. Und dieweyl ein weltlich oberkait kein maister oder herr uber das hertz und gewissen der menschen ist, so geburt es auch in keinem weg, das sie den unrechten glauben des hertzen oder gewissens straff und mit gewalt demselben zu wern sich underfahe, wie das von allen rechtgelerten bekantlich.

Darnach so bringt derselb glaub ein eusserliche bekantnus, welch mit dem mund geschicht. Und diße bekantnus, allweyl sie personlich bleipt und allein eins igklichen hertz und gemut fur sein aigen person antzaigt und offenbart, dardurch niemandts lerend oder zusamenrotirendt, so ist sie auch der weltlichen oberkait gewalt nit underwurfflich, sonder wie der glaub des hertzen, also soll auch die personlich bekantnus des munds vor irm gewalt frey und sicher sein. Und das haißen, aigentlich zu reden, die sach des glaubens, so von keinem weltlichen gewalt gemeistert werden sollen. Dan obwol die bekantnus des munds ein eusserlich offenlich that ist, idoch ist sie mit dem glauben des hertzens also eingeleipt, das sie baid fur eins gezelt werden, und wan man sagt, der glaub so[l] frey sein, verstet menigklich darunder auch die bekantnus desselben glaubens.

Aber wan es nit bym glauben im hertzen und personlich bekantnus des munds pleipt, sonder bricht so ferr herfur, das man sich zusamen, es sey offenlich oder heimlich, rodttirt und ein new lereampt aufricht und anfahet, da wils auch anfahen, der weltlichen oberkait zu geburn, sich in solch handlung zu slahen und solch versamlung und lereampt, so es nutzlich und fridlich erscheint, zu furdern oder, so es ergerlich und unfridlich auß grundtlichen ursachen erachtet, zu weren.

Und dißes wil ich mit der hilff Gottes beweren: Erstlich auß dem Alten Testament, dan, wie das Alt Testament auch dem Newen dinstlich sey, wurt hernach angezaigt, darnach auß dem Newen Testament. Zum dritten auß des eigen worten und meynung, der die verzeichnuß gestelt hat, auch auß andern bewerlichen ursachen, wie sich die auß gemeinem verstand zutragen.

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