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Ländliche Selbstverwaltung – Ingenried (Bayern) (1549)

Die meisten Dörfer genossen im Heiligen Römischen Reich ein gewisses Maß an Selbstverwaltung. In diesem Dokument vom 31. Mai 1549 beschließen der Bürgermeister, das Gericht und die Gemeinde des Dorfes Ingenried, welches dem Abt von Irsee in Bayern unterstand, die Ernennung, Bezahlung und Aufgaben zweier Dorfoffizieller: eines Gemeindepfarrers und eines Bademeisters.

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Zuwissen und khund sey allermenigklich mit disem offen zedel, das aman [,] gericht und ganze gemaind zu Ingenried nachvolgende ordnung und sazung in irem dorf zuhalten furgenommen und aufgesezt haben,

Namlich und zu erst, das die gemainen dorf knecht daselbs als meßmer und bader, järlichen von neuem durch ainß vicarn und ganze gemaind zu Ingenried, söllen gedingt werden.

Namlich der bader also, das er all samstag ain bad haben soll, umb zwelff uren beraith und zugericht, und sol aim sein als dem andern [.] Auch soll er all vier wochen ain kopfbad haben, und sol kopfen bis umb zway nachmittag, darnach soll er scheren für und für, ob aber ainer scherens vor der zeit notturftig were, dem sol er auch scheren, und soll die badstuben ordenlich und sauber halten, all samstag auß keren und weschen. Und was ain taglon wenden mag an der badstuben oder ofen, das sol er wenden, auch soll er kibel und kasten ain notdurft haben, für die man und manbarn knecht, wann mangel oder presthaft lewt in das bad gen wellten, das sol er aman und vierern anzaigen, ob es aber nit ain grosser schad were den man leyden möcht, demselben sol er ain aigen messer haben und brauchen, darumb gibt man im zu lon ain pawr ain mezen roggen und ain mezen haber, und thut im ain yeder pawer vier fert. Item ain söldner gibt im auch ain mezen roggen und ain mezen haber und sol im ain tag scheytten, gibt im die gemaind das holz, auch gibt im ain yeder man zu den hohen festen allweg ain creyzer hochzeyt gelt. Item ain denst knecht [,] der bart scheren laßt [,] der gibt im drey schilling haller, und sonst ain eehalt ein bechmisch oder ain mezen haber, auch soll warm wasser im kessel so ain gmaind kaufft hat ain notturft wermen, und den kessel ordenlich versorgen und halten. Darumb gibt im ain gemaind ain bletzen uff der obern oder undern stellin, der ungefärlich ein fuederlin hay geben mag.

Item ain meßmer sol einem vicari daselbs gewertig und gehorsam sein mit leuthen und allen sachen, so dem gotzdenst und der kirchen zugehören, sol auch on sein wissen und willen nit außraisen, und das ampt und die kirchen selbs verwesen und versorgen, und sol zetag lewten im winter umb viere und im sumer zwischen zwayen und dreuen ungefarlich, zu mittag umb aynlfe und im somer das wetter zaichen umb zwelfe. Er sol auch vleissig und zu rechter zeyt zum wether lewten, und vleissig zu der ur l?gen und sy richten nach seinem besten vermögen. Und was der hailge notturftig ist, als ostien, wol, beinnel und dergleichen was zum gozdenst gehört, das sol er hollen und daher thun, doch one sein schaden. Darumb gibt man im zulon, namlich ain yeder pawr ain mezen roggen und ain mezen haber, sechs lewtgarben, halb wintrig und halb sömerig, ain yeder söldner ain halben mezen roggen und ain halben mezen haber, und welcher zubawen hat, zwe lewthgarben halb wintrig und halb sömerig, alles ungefärlich.

Item der gemaind hofstatten

Item Conradt Schuster Schmid hat ain hofstatt [,] gibt jerlich sechs schilling haller
Item Jörg Epplin hat ain hofstatt gibt järlich vier schilling haller
Item Anna Mairin Hansen Linders wittib hat ain hofstatt gibt järlich drey schilling haller
Item ain yeder strang im krautgarten gibt järlich drey pfennig, ob aber ainer zu dem seinen bestunende gibt er von demselben sechs pfening.

Freytags nach unsers lieben hern Himelfart Anno 49



Quelle: Staatsarchiv Augsburg, Reichsstift Irsee MüB 46.

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