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Die Kriegserklärung des Sultan Mahmud IV. an Kaiser Leopold I., unterzeichnet in Adrianopel [Edirne] (20. Februar 1683)

Dieses unheilvolle Dokument begleitete das Wiederaufflackern der Kriegshandlungen zwischen dem Osmanischen Reich und dem Habsburgischen Österreich. Die an Drohungen reiche Erklärung des Sultans macht deutlich, dass religiöse und politische Belange im türkisch-österreichischen Konflikt untrennbar miteinander verbunden waren.

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Die Kriegserklärung des Großtürken an den Kaiser von Deutschland (in seinem Palast in Adrianopel, 20. Februar 1683)


Mohammed, Sohn von Kaisern, Sohn des berühmten und glorreichen Gottes, Kaiser der Türken, König Griechenlands, Mazedoniens, Samarias und des Heiligen Landes, König von Ober- und Unterägypten, König aller Erdenbewohner, sowie des irdischen Paradieses, Gehorsamer Prinz und Sohn Mohammeds, Bewahrer der Städte Ungarns, Besitzer des Grabes Eueres Gottes, Herr aller Kaiser der Welt, von der aufgehenden bis zur untergehenden Sonne, König aller Könige, Herr des Lebensbaums, Eroberer von Melonjen, Itegly und der Stadt Prolenix, großer Christenverfolger, Freude der blühenden Welt, Befehlshaber und Wächter des gekreuzigten Herrn, Beherrscher der Vielheit der Heiden.

Wir befehlen Euch, den Kaiser Leopold zu grüßen (falls er es wünsche) und Ihr seid unsere Freunde und ein Freund unserer Majestät, deren Macht wir sehr weit ausdehnen werden.) Demgemäß also

habt Ihr seit einiger Zeit zu unserem Schaden gehandelt und unsere Freundschaft verletzt, wenngleich wir Euch nicht beleidigt haben, weder durch Krieg oder auf andere Weise; doch Ihr habt persönlich andere Könige und Euere Berater zu Rate gezogen, wie Euer Joch abzuschütteln sei, womit Ihr sehr unbesonnen gehandelt und dadurch Euer Volk der Furcht und Gefahr ausgesetzt habt, das nichts als den Tod zu erwarten hat, den Ihr selbst über Euch gebracht habt. Denn ich verkünde Euch, ich werde mich zu Euerem Herrn machen, Euch von Ost nach West verfolgen und meine Hoheit bis ans Ende der Welt ausdehnen; in alledem werdet Ihr meine Macht zu Euerem großen Nachteile spüren. Ich versichere Euch, dass Ihr das Gewicht meiner Macht fühlen werdet; und da Ihr Euere Hoffnung und Erwartung in die Stärke einiger Städte und Burgen gesetzt, habe ich Befehl erteilt, sie zu Fall zu bringen und mit meinen Pferden auf allem herumzutrampeln, was in Eueren Augen erfreulich und angenehm ist, sodass nichts übrig bleibt, wodurch Ihr eine Freundschaft mit mir schließen würdet, oder irgendwelche befestigte Orte, in die Ihr Euer Vertrauen setzen könntet: Denn ich habe mich entschlossen, ohne Zögern sowohl Euch als auch Euer Volk zu ruinieren, das Deutsche Reich nach meinem Wohlgefallen zu erobern und im Reich eine Erinnerung an mein furchtbares Schwert zu hinterlassen, so dass es sich allen zeigt. Es wird mir ein Vergnügen sein, eine öffentliche Etablierung meiner Religion zu veranlassen, und Eueren gekreuzigten Gott zu verfolgen, dessen Zorn ich nicht fürchte und auch nicht sein zu Hilfe Eilen, um Euch aus meinen Händen zu befreien. Ich werde nach meinem Wohlgefallen Euere heiligen Priester vor den Pflug spannen und die Brüste Euerer Oberinnen entblößen, um von Hunden und anderen Tieren gesaugt zu werden.

Ihr tätet daher wohl daran, Euerer Religion zu entsagen, oder andernfalls werde ich den Befehl erteilen, Euch mit Feuer zu zerstören. Damit ist Euch genug gesagt und mein Wille zu verstehen gegeben, falls Ihr ihn zu wissen beliebt.



Quelle der englischen Fassung: „The Great Turks Declaration of War against the Emperour of Germany (At his Pallace at Adrinople, February 20, 1683)”. London: Printed by G. C. for John Mumford, 1683; abgedruckt in C.A. Macartney, Hg., The Habsburg and Hohenzollern Dynasties in the Seventeenth and Eighteenth Centuries, in Documentary History of Western Civilization. New York, Evanston und London: Harper & Row, 1970, S. 59-66.

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche: Erwin Fink

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