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Politisches Testament Friedrichs II. („des Großen”)(1752)

Im Jahr 1768 überarbeitete Friedrich dieses Dokument, das nur sein Nachfolger zu sehen bekommen sollte, um den veränderten Umständen Rechnung zu tragen, doch ansonsten steht es als scharfsinniges politisches Selbstporträt. Bemerkenswert ist seine stoische, vernunftbestimmte und absolutistische Konzeption des königlichen Amtes. Ebenso geartet sind seine Ansichten zu Preußens „Nationalgeist“ und das Verhältnis des preußischen Adels dazu, seine Neigung zum Schutz der Bauern und die Ablehnung der kollegialen Verwaltungsorganisation seines Vaters. Als dieses Testament in Bismarcks Zeit aus dem Archivstaub auftauchte, überzeugten sein amoralischer Machiavellismus bezüglich der Außenpolitik und besonders die territorialen Annexionen zum Vorteil Preußens den Eisernen Kanzler, die Schrift vor der Veröffentlichung redigieren zu lassen. Der vollständige Text erschien in gedruckter Form erst 1920, also nach dem Fall der Hohenzollern.

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Über einige Grundsätze der Politik mit Bezug auf den Adel

Ein Ziel der Politik des Herrschers in diesem Staat ist, den Adel zu erhalten; denn welche Veränderung auch immer eintreten mag, er wird dann vielleicht einen reicheren, niemals aber einen tapfereren und treueren haben. Damit der Adel sich auf seinen Besitzungen behauptet, ist es erforderlich, Bürgerliche daran zu hindern, adlige Güter zu erwerben, und sie zu veranlassen, daß sie ihre Gelder in den Handel stecken, so daß, wenn ein Adliger gezwungen ist, seine Ländereien zu veräußern, nur wieder Adlige als Käufer in Frage kommen.

Gleichermaßen erforderlich ist, daß der Adel daran gehindert wird, anderswo Dienst zu tun, und daß ihm Standesbewußtsein und patriotisches Empfinden beigebracht wird: daran vor allem habe ich gearbeitet und habe mir im Laufe des ersten Krieges alle mögliche Mühe gegeben, den Namen Preußen in Aufnahme zu bringen, allen Offizieren beizubringen, daß sie, aus welcher Provinz sie auch immer kommen mögen, allesamt als Preußen anzusehen sind und daß alle diese Provinzen, auch wenn sie verstreut liegen, zusammen ein großes Ganzes bildeten.

Es hat seine Richtigkeit, daß der Adel seine Dienste vorzugsweise vor jeder anderen vorhandenen Macht dem Vaterland widmet. Deshalb sind auch strenge Vorschriften im Hinblick auf die Adligen ergangen, die, ohne Erlaubnis dazu erlangt zu haben, anderswo Dienste annahmen. Da aber auch viele von Adel dem ruhmvollen Dienst mit der Waffe ein nichtstuerisches und ödes Leben vorziehen, macht es sich nötig, Auszeichnungen zu verleihen und denen, die dienen, unter nachdrücklichem Ausschluß derer, die sich dem Dienst entziehen, Vorteile einzuräumen; auch sollten von Zeit zu Zeit die jungen Edelleute aus Pommern wie aus Preußen und Oberschlesien zusammengerufen werden, um sie in die Kadettenkorps aufzunehmen und von da den Truppen zuzuteilen.

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