GHDI logo


Politisches Testament Friedrich Wilhelms I. (des „Soldatenkönigs”) (17. Februar 1722)

Diese unsentimentale Darlegung der Ansichten des derben, schlauen und herrschsüchtigen Friedrich Wilhelm über sein Herrschaftsgebiet und wie er es zu regieren gedachte schrieb er nieder, als sein Sohn, der zukünftige Friedrich der Große, gerade zehn Jahre alt war. Es sollte nach dem Tod des Verfassers gelesen werden, der erst 18 Jahre später eintrat. Die tiefe Religiosität des Preußenkönigs zieht sich durch den gesamten Text, aber auch seine religiöse Bigotterie gegen Katholiken und Juden. Ebenso vermittelt der Text seine Vorurteile gegenüber den regierenden Eliten, sowohl im aristokratischen Ostpreußen als auch in seinen westlichen, eher bürgerlichen Provinzen. Seine Abneigung gegen Krieg und diplomatische Abenteuer zugunsten des von ihm so betrachteten produktiven Zusammenspiels von Armee und Gesellschaft lassen erkennen, inwiefern er seinem Ruf als Soldatenkönig gerecht wurde. Bemerkenswert ist, dass dieser Text keine Überlegungen zu den Zuständen der einfachen Leute anstellt, seien es dörfliche Bauern oder städtische Handwerker. Die einzigen Untertanen, mit denen er sich befasst, sind seine „Vasallen“.

Druckfassung     Dokumenten-Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument

Seite 1 von 11



Instruckcion wie sich mein Successor von der Kron Preussen nach mein toht sich zu richten hat und die Informacion vom Gantzen Etat der Armeé Laender darin zu finden hat habe es in Potsdam den 22. Jan: 1722. aufgesetzet.

Weill ich wohll abnehme das mit meine gesundtheit von zeit zu zeit schlegter wierdt und menschlich weiße nicht lange bestandt haben wierdt so habe ich diese Instruccion aufgesetzet das mein lieber Successor sich danach richten kan.

Ich fange in etl: wenigen stücken von meinen lehbenslauf zu beschreiben. Mit Gott dem allerhöchsten stehe ich wohll. und habe vom 20ten jahres meines alters mein gantzen vertrauen auf Gott feste gesetzet, den ich steh(t)s umb genedige erhörung angeruhfen habe und hat auch mein. Gehbet bestendigst erhöhret und bin versicherdt durch die genade Jesus Kristij umb sein bitteres leiden und sterben sehlig zu werden alle grohbe und innerliche sünden die Ich begangen habe sindt mir von hertzen leidt und bitte Gott das er sie mir vergehben wolle umb Jesu Kristij ich habe steh(t)s gearbeittet mir zu beßern und ein Gottsehl: lehben und wandell zu führen soviell als ich als Menschl: mögl: gewehsen und werde mit Gottes hülfe beharren biß an mein sehliches ende dazu verhelfe mir der Heilige Geist

durch Jesum Kristum Amen

Mein lieber Suxessor sey wohll versichert das alle glückl: Regenten die Gott für die Augen haben und keine Metressen es beßer zu Nennen Huhren haben und ein Gottsehliches lehben führen diße Regenten wirdt Gott mit allen weldtl: und geistl: sehgen beschütten als bitte ich Meinen lieben Successor ein Gottsehliges Reines lehben und wandellen zu führen und seinen Lande und Armeé mit guhten excempell vorgehhen nicht Sauffen und freßen davon ein unzüchtiges lehben herrkommet, Mein lieber Succesor mus auch nicht zugehben das in seine Lender und Prowincen keine Komedien Operas Balletes Masckerahden Redutten gehalten werden und ein greul: davor haben weil es Gottlohse und Teuffelichts ist da der Sahtanas sein tempell und reich vermehret werden

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite