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Friedrich Cotta, „Wie gut es die Leute am Rhein und an der Mosel jetzt haben können” (30. November 1792)

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Sehet, lieben Leute zwischen dem Rhein und der Mosel, das sind etliche Hauptübel, welche Euch unterdessen schwer drückten, von welchen Ihr aber alsdann befreiet werdet, wenn Ihr die neue Einrichtung von Frankreich annehmet. Denn diese neue Einrichtung ist ganz zum Vorteile des ehmals so verachteten und nun in Frankreich wieder in seinen gehörigen Wert gesetzten Bauern- und Handwerksstandes oder der sonst sogenannten gemeinen Leute gemacht.

Urteilt jetzt selbst, lieben Leute, welche Einrichtung besser sei, Eure zeitherige oder die von Frankreich. Zwar wird mancher von Euch sagen: Ich sehe noch nicht, worin unser Zustand gebessert sei, seitdem die Franken in unserm Lande sind. So ganz unrecht habt Ihr darin nicht; allein, lieben Leute, Ihr habt ja auch noch nicht gesagt, wenigstens der größte Teil von Euch hat noch nicht gesagt: Wir wollen Franken sein, wir wollen in Zukunft mit der großen Frankenfamilie nur eine ausmachen. Nur dann erst, wenn Ihr Euch so erklärt habt, wenn Ihr die fränkische Verfassung annehmen wollt, nur dann erst könnt Ihr die Vorteile derselben genießen. Oder wollt Ihr etwa ernten, ehe Ihr gesäet habt? Aber Ihr werdet nun über Euren Vorteil selbst nachdenken und bald einsehen, daß Ihr nirgends sicherer und zufriedner als unter dem Schutze Eurer Nachbarn, der Franken, sein könnet, und dann selbst bei den Bevollmächtigten und Stellvertretern des Frankenvolkes einkommen, Euch in ihren Bund aufzunehmen.

Mainz, den 30. November 1792, im ersten Jahre der Frankenrepublik



Quelle: Friedrich Cotta, „Wie gut es die Leute am Rhein und an der Mosel jetzt haben können“ (30. November 1792), in C. Träger, Hg. Mainz zwischen Rot und Schwartz. Berlin: Rütten & Loening, 1963, S. 300-05.

Abgedruckt in Jost Hermand, Hg., Von deutscher Republik 1775-1795. Texte radikaler Demokraten. © Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1968, S. 152-57.

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