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Theodor Storm über die Gattung Novelle (1881)

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mehr zurück; dazu kommt, daß gerade die poetisch wertvollen neueren Dramen nur selten die Bühne erreichen oder nach dem ersten Versuche wieder davon verschwinden, sei es wegen der Unzulänglichkeit unserer deutschen Schauspieler oder weil, vielleicht im Zusammenhange mit dem ersterwähnten Umstande, den Dichtern ein gewisses praktisches Verständnis für die Darstellbarkeit abging. So haben sich denn andere Leute der Bühne bemächtigt, und man begnügt sich dort lieber mit Sachen, welche den besten der Iffland-Kotzebue-Periode nicht einmal das Wasser reichen; aber was solcherweise der dramatischen Schwester entzogen wurde, ist der epischen zugute gekommen.

Im übrigen geht es mit der Novellistik wie mit der Lyrik; alle meinen es zu können, und nur bei wenigen ist das Gelingen, und auch dort nur in glücklicher Stunde. [ . . . ]



Quelle: Theodor Storm, „Eine zurückgezogene Vorrede aus dem Jahre 1881“, in Theodor Storm, Sämtliche Werke, Hg. Albert Köstner. Leipzig, 1920, Band 8, S. 122-23.

Abgedruckt in Max Bucher, Werner Hal, Georg Jäger und Reinhard Wittmann, Hg., Realismus und Gründerzeit: Manifeste und Dokumente zur deutschen Literatur 1848-1880, 2 Bände Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1975, Bd. 2, S. 368-69.

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