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L. von Rohden: Auszüge aus Geschichte der Rheinischen Missions-Gesellschaft (1857)

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Und wie auf das Missionsblatt, so legte der Herr seinen reichsten Segen auch auf das zweite Unternehmen, welches die Barmer Gesellschaft in demselben Jahr 1825 begann, die Gründung einer Missionsschule. Wie klein, wie nichtssagend waren auch diese Anfänge, wie weit entfernt war man von allen weit aussehenden Entwürfen. Es war nichts, als daß sich etliche Prediger des Thales und etliche Lehrer verabredeten, ein Paar Mal in der Woche solchen jungen Handwerkern einigen Unterricht zu ertheilen, die einen Trieb zum Missionsdienst fühlten, es aber doch nicht wagten und wünschten, auf's Ungewisse hin nach Basel oder Berlin zu gehn, und zu versuchen, ob sie dort aufgenommen würden. Zu diesem Schritt waren die hiesigen Freunde gleichsam gedrängt. Man vergegenwärtige sich nur die geistliche Physiognomie des Thales in den ersten zwanziger Jahren, besonders seit dem Jahr 1823. Es waren die Tage, „da durch das schon längere Zeit von den begabten und begeisterten Predigern mit gewaltiger Kraft geschwungene Schwert des Geistes eine neue Lebensregung durch alle Gemeinden ging. Die Gotteshäuser faßten die sich herzudrängenden Hörermassen nicht mehr, die Wochengottesdienste wurden nicht minder stark besucht, als die sonntäglichen. Die Wälder umher erklangen namentlich an den Sonntagabenden von geistlichen Gesängen, wie an den Wochentagen die Häuser und Werkstätten. Das religiöse Interesse verschlang bei Tausenden jedes andere. Die gesellige Unterhaltung drehte sich meist um kirchliche Vorgänge oder um Wahrheiten der heiligen Schrift. Eine erwartungsvolle Heiterkeit bildete den Grundton in der Stimmung aller Gläubigen, und ein lebhaftes Bedürfniß nach Herzensergießung und Gedankenaustausch führte die Erweckten täglich nach gethaner Arbeit zu unzähligen trauten Brüderkreisen zusammen." So schilderte ein Augenzeuge und selbst reich begabter Knecht Gottes jene gesegnete Zeit. Was Wunder, daß sehr viele Jünglinge, namentlich die von außen her nach Barmen oder Elberfeld gekommen waren, mit hineingezogen in den so mächtig durch das Thal fluthenden Lebensstrom, in dem Feuer der ersten Liebe sich selbst ganz und gar dem Herrn zum Opfer weihen wollten, und sich zum Dienste unter den Heiden meldeten.



Quelle: L. von Rohden, Geschichte der Rheinischen Missions-Gesellschaft (1857). Barmen: J.F. Steinhaus, 1871, S. 1-6, 8-11.

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