GHDI logo

L. von Rohden: Auszüge aus Geschichte der Rheinischen Missions-Gesellschaft (1857)

Seite 3 von 7    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


war die Herausgabe kleiner Schriften, besonders der „Nachrichten von der Ausbreitung des Reiches Jesu," welche in zwanglosen Heften erschienen und von dem ehrwürdigen Peltzer, dem Präsidenten des Vereins, der zu diesem Zweck noch in seinem 66. Jahre die englische Sprache lernte, aus englischen Missionsjournalen übersetzt wurden. Natürlich fand diese Schrift bei dem damaligen geringen Interesse für die Mission nur sehr unbedeutenden Absatz. Dagegen wurden die kleinen Traktate, Predigten, Reden, Lieder, welche der Verein von Zeit zu Zeit herausgab, schneller vergriffen, besonders eine Reihe sogenannter Dorfgespräche, die mehrmals neu aufgelegt wurden. Außerdem vereinigten sich die Mitglieder des kleinen Vereins im Jahre 1802 jährlich nach Weise der Londoner Societät eine Anzahl neuer Testamente und Gesangbücher zur Vertheilung an dürftige Corfirmanden anzuschaffen: „damit auch auf diese Weise unter denen, die uns am nächsten sind, das Wort Gottes ausgebreitet werde." Das fand großen Beifall, und es blieb nicht bei der Vertheilung an Confirmanden; Prediger, Schullehrer, Familienväter bestellten und erhielten Bibeln; bis in's Hessische und Lippische, nach Schlesien, ja nach Oesterreich und Ungarn wurden Bibeln gesandt, und zu gleicher Zeit fanden die „Nachrichten vom Reiche Jesu" ihren Weg bis nach Dänemark und Nord-Amerika. Das war im Jahr 1805. Damals stand der Verein der 12 Männer in seiner höchsten Blüthe. Und doch wie klein und gering war alles. Die Einnahme betrug nur 345 Thaler, wovon ? der Missionskasse, ? der Bibelkasse angehörte. Aber nun kam das schreckliche Jahr 1806, welches alle Wirksamkeit nach außen hin lähmte; es kamen die noch schwereren Jahre 1809-1812, und die Mitglieder des Vereins, von außen ohne Unterstützung gelassen, selbst unter schweren Sorgen dahingehend, durch die Noth des Augenblicks oft selbst am Besuch der Versammlungen gehindert, konnten jetzt nichts anders mehr thun, als, wozu sie gleich anfangs vorzugsweise sich vereinigt hatten, beten, und immer brünstiger beten um die Ausbreitung des Reiches Gottes. Das haben sie denn aber auch mit seltener Treue gethan. Unter allen Kriegesunruhen und Regentenwechsel (wie schnell folgten sich auf dem Herzogstuhl des Bergischen Landes erst aus dem Baierischen Hause Karl Theodor von Pfalz Neuburg, Max Joseph von Zweibrücken, Herzog Wilhelm von Baiern, dann Joachim Murat, Louis Napoleon, dann russische Generalgouverneure, endlich Preußens Friedrich Wilhelm) sehen wir diese herrlichen Alten regelmäßig zu der immer erneuerten Bitte zusammentreten: Herr, laß dein Reich kommen! In ihre friedlichen Versammlungen darf das Getümmel des Krieges nicht dringen; die schlimmen Zeitungsberichte, die eigenen traurigen Erlebnisse drängen nur zu desto anhaltenderem und eifrigerem Bitten, daß aus all' diesem Elend und Wirrwarr heraus der Herr möge Seiner Sache und Seinem Volke zum Siege helfen. Und hat nicht solch' gläubiges Gebet eine herrliche Erhörung gefunden?

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite