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L. von Rohden: Auszüge aus Geschichte der Rheinischen Missions-Gesellschaft (1857)

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Nach diesem Muster ist auch die Elberfelder, und in ihrer weiteren Gliederung die gesammte Rheinische Missions-Gesellschaft eingerichtet worden. Statuten, Ausschuß, monatliche Zusammenkünfte, Protokollführung, zusammenfassende Berichte, die jedem Mitgliede mitgetheilt werden, das sind ja die bekannten Formen unseres Vereinslebens. Lange Zeit stand Elberfeld mit der Baseler Christenthumsgesellschaft im regen Verkehr, Aber der eigentliche Anstoß zur Gründung eines Missionsvereins in Elberfeld kam nicht aus Basel, sondern aus England. Dort war im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts der Missionseifer in überraschender Weise erwacht, und über alle kirchlichen Partheien verbreitet. [ . . . ] Schon die Wahrnehmung, daß doch noch gläubige und eifrige Christen existirten, welche ein so großes Vertrauen zu den göttlichen Verheißungen hatten, daß sie sich in ein solch' ungewöhnliches und schwieriges Unternehmen einließen, wirkte wie ein elektrischer Funke auf die erstarrten Glieder der deutschevangelischen Kirche. Auch in Elberfeld war Tod und Erstarrung genug zu finden. Zwar fehlte es nicht an ausgezeichneten altehrwürdigen Christen, mächtigen Betern, voll Opferfreudigkeit für die Bedürfnisse der Gemeinde, tief gegründet in der heiligen Schrift, in all ihrem Wandel ehrenhaft, aber sie liebten es in kleinem Freundeskreise sich abzuschließen, mit wenigen Auserwählten erbaulich zu reden und zu beten, statt durch öffentliches Hervortreten auf die ganze Gemeinde einzuwirken. In dieser Weise trat auch der Elberfelder Missionsverein zusammen. Während heutigen Tages bei Gründung eines Vereins das erste ist, so viel Mitglieder als möglich heranzuziehen, durch Wort und Schrift die Zwecke des Vereins Jedermann darzulegen, die Thätigkeit und Erfolge vor die größtmögliche Oeffentlichkeit zu bringen, gelobten sich die Gründer des ersten Missionsvereins die strengste Verschwiegenheit, und daß nie mehr als 12 Mitglieder aufgenommen werden sollten. Ganz nach der Art der Conventikel begannen die Versammlungen der kleinen Schaar von Missionsfreunden, am 3. Juni, am Pfingstmontag des Jahres 1799 in dem Hause des ehrwürdigen Ball in Elberfeld, des werthen Greises, dessen Name in weiteren Kreisen durch seine Söhne bekannt geworden ist. Es waren ihrer Anfangs nur 9, alles Laien, nur ein Prediger unter ihnen, der reformirte Pastor Wever. Später trat auch sein jüngerer College Nourney mit ein und noch zwei Bürger. Was thaten nun diese werthen Alten? Jeden ersten Montag im Monat, Abends 8 Uhr, kamen sie zusammen und beteten, lasen mit einander die eingelaufenen Missionsberichte, und die Briefe, die etwa von den christlichen Freunden in England, Holland, Ostfriesland, Frankfurt, Basel eingegangen waren, beriethen und entwarfen die Antwort, redeten mit einander von geistlichen, lieblichen Dingen, legten beliebige Beiträge in eine Büchse, und gingen betend wieder heim. „Es waren jedesmal Festtage, sagt ein Zeuge der Versammlungen, worauf sich das ganze Haus tagelang rüstete und freute. In jenen Tagen tiefster Erniedrigung und des Umsturzes aller Reiche dieser Welt sammelten sie sich meist trübe und gedrückt um den einfachen Tisch, aber fröhlich und erquickt verließen sie in später Abendstunde das Gemach, denn sie hatten sich getröstet an dem Reich, dessen Herrlichkeit ihnen aus den großen Thaten Gottes in der Heidenwelt entgegenstrahlte." [ . . . ] Die einzige bescheidene Thätigkeit, mit welcher sie öffentlich hervortraten,

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