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Frauenaktivismus in der Revolution von 1848/49: Statuten des ersten Wiener demokratischen Frauenvereins (1848); Aktionen des Vereins (1850); Petition zur Einberufung des Landsturmes (16. Oktober 1848)

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§ 33
Zur größeren Bequemlichkeit des Publikums kann jedes einzelne wirkende Mitglied in seiner Wohnung Gaben jeder Art empfangen, darüber quittieren und sie sodann der Kassiererin übergeben. – Zu diesem Behufe erhält jedes Mitglied einen Subskriptionsbogen und eine gewisse Anzahl mit dem Vereinssiegel versehene Karten.

§ 34
Jedem Mitgliede steht der Austritt aus dem Vereine frei. Nur die Ausschußmitglieder haben diesen 8 Tage früher anzuzeigen. Aufnahmelokal

Kärntnerstraße Nr. 1073, 2. Stock, rückwärtige Stiege.
Caroline Perin
Präsidentin
Zu haben im Camptoir des Radikalen: Dorotheergasse Nr. 1119



II. Aktionen, Wirkung und Zusammensetzung des Vereins (1850)

So wie die Arbeitervereine schloß sich auch ein demokratischer Damenklub an den demokratischen Verein. Derselbe wurde ungefähr im Anfange des Monats September von der Freiin von Perin, geborene Freiin von Pasqualati, gestiftet. Er zählte meines Erachtens bis 40 Damen als Mitglieder, welche dem Mittelstande angehörten. Dieser Verein setzte sich die Unterstützung der Armen und Verbreitung demokratischer Ideen zur Aufgabe. Einfluß hatte er wenig, eigentlich gar keinen. An den Fakkelzügen des demokratischen Clubs nahmen die Damen stets teil und überreichten dem Tausenau einige Male Blumenkränze als Zeichen der Huldigung. Während der Oktoberrevolution begab sich dieser Damenverein, welchem sich vielleicht 300 Mädchen anschlossen, zum Reichstage und überreichte der Reichstagspermanenz eine Petition um Einberufung des Landsturmes. Sonst ist mir von diesem Vereine nichts bekannt. Ich muß jedoch bemerken, daß es eine Lüge ist, welche man ausstreute, daß die Glieder dieses Damenvereines Freudenmädchen gewesen wären und daß sie unter der größten Ausgelassenheit am Barrikadenkampfe teilgenommen hätten. Die Barrikadenkämpferinnen waren aus der Arbeiterbevölkerung. Nach der Einnahme Wiens wurde die Präsidentin, eine schwärmerische ältliche Dame, verhaftet, jedoch bald wieder entlassen, nachdem sie mit Rutenschlägen gestäupt worden sein soll.

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