GHDI logo

Konservative Kritik am Frauenaktivismus (1852)

Seite 2 von 3    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


In solchen Erscheinungen wie Luise Aston sehen wir die Frucht unserer ungesunden literarischen Entwickelungen. Aus Ueberweiblichkeit copirt die Dame die Männer, zeigt aber auch zugleich den Männern, wie weibisch sie geworden sind. Die Frau besitzt einen ungleich mächtigeren Nachahmungstrieb als der Mann. Er muß ihr zum Theil die mindere Schöpfungskraft ersetzen. Die Gier, mit welcher so viele literarische Damen gerade der blasirtesten, zerrissensten, innerlich faulsten Poesie der Zeit nachahmend sich zuwenden, gemahnt mich an die russischen Poeten und Künstler, die auch nur solche Schöpfungen des abendländischen Europa, welche tüchtig von der Verderbniß veräußerlichter Cultur angefressen sind, nachzuahmen pflegen.

Es ist sehr verführerisch, hier eine Parallele zwischen den Slaven und den Frauen zu ziehen. Die Slaven sind ein gemüthliches, häusliches, in der Selbstbeschränkung zufriedenes Volk, ganz nach guter Frauen Art, singen gern und gut und tanzen noch besser, halten fest an väterlicher Sitte und haben viel passive Tapferkeit, wie das alles auch bei guten Frauen seyn soll. Aber es fehlt ihnen der erfinderische und künstlerisch selbstschöpferische Geist. Dafür sind sie wunderbare Virtuosen in der Nachahmung; gerade wie die Frauen. Wenn sie – die Slaven – aber einmal beginnen, fremde Art nachzuahmen, dann werden sie wahrhaft zügellos in der Aufnahme des Ausländischen, vor dem sie sonst spröde sich abschließen. Also: national und conservativ in den Sitten, im ruhenden Seyn und Wesen; fessellos dem Fremden hingegeben in der Productivität. Das ist auch Frauen-Art, und bei diesem Geschlecht so wenig ein innerer Widerspruch wie bei jenem Volk.

Aber nicht bloß bei den sogenannten emancipirten Damen, auch bei Frauen ganz entgegengesetzter Art bricht die Ueberweiblichkeit hervor und steckt uns mit ihrem marklosen Wesen an. Als im vorigen Jahrhundert der Pietismus von einem deutschen Schloß und Herrenhause zum andern zog, waren es vorzugsweise die Gräfinnen und Baronessen, welche die neue weiche, schwärmerische Gemüthsstimmung hegten, dieselbe dann noch weicher und kranker auf die Männer wieder zurück leiteten, den Pfarrer spielten, als seyen sie ordinirt und nach Außen auf's trefflichste Propaganda machten für ihre Partei. Das war auch Ueberweiblichkeit, die in's Männliche umschlug und unter deren Einfluß die ganze Sache verdarb.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite