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„Volksbewaffnung oder Volkes Tod!" (5. Juni 1920)

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Es war der allerschlimmste Fehler, der bei der Errichtung der Einwohnerwehr begangen wurde, daß Angehörige bestimmter politischer Parteien von ihr ausgeschlossen blieben. Hierdurch ist die Einwohnerwehr gerade das Gegenteil von dem geworden, was sie sein sollte, der Selbstschutz freier Männer. Ihr zweiter Fehler ist, daß sie ohne eine straffe Zentralisierung nicht auszukommen glaubt, was sehr häufig die Befürchtung eines Mißbrauchs der Kommandogewalt erweckt, und ihr dritter Fehler besteht darin, daß sie wie eine Söldnertruppe ihre Angehörigen durch die Unterschrift eines Scheines verpflichtet.

Es geht auch ohne Papier, und es geht ohne einen solchen völlig wertlosen Wisch viel besser. Warum läßt man den Wehrmann sich nicht verpflichten Auge in Auge, Hand in Hand einem Ältesten oder Vorsteher seiner Gemeinde? Ist das nicht das einzige Mittel, um Treue und Glauben, Mannessinn und Manneswort wieder zu Ehren zu bringen? Die Zeit ist zu ernst, die Dinge sind zu groß, daß sie mit einem amtlichen Formular erfaßt werden könnten. Was wir brauchen, ist die Begründung unseres Gemeinschaftsgefühls, die Begründung von Volksbewußtsein und Vaterland in den Herzen, in dem Verhältnis von Mann zu Mann, aus gleicher Not und gleichem Wollen. Wagen wir es, unser Volk so neu zu begründen! Verbünden wir uns, Nachbar mit Nachbar, Gemeinde zu Gemeinde, Land zu Land – so wird auch der unvermeidliche Zerfall Deutschlands uns nicht vernichten, sondern gerüstet zum Wiederaufbau finden.

Heute ist es so, daß ein Mann zu dem unbekannten jüdischen Parteiführer aus der Hauptstadt mehr Vertrauen hat als zu dem Nachbarn, neben dem er aufgewachsen ist und den er ein ganzes Leben hindurch gekannt hat. Und das nur, weil der Nachbar schwarz wählt und er rot oder umgekehrt. Ist das nicht Wahnsinn? Die bittere Not zwingt uns zusammen. Besinnen wir uns darauf, daß wir keinen Bürgerkrieg, daß wir uns nicht auf das Geheiß Fremder und von Fremden Verführter totschlagen wollen, daß wir unsere Fluren, die das Nötigste zu unserer Erhaltung tragen, nicht verwüsten lassen wollen, daß wir gewillt sind, unser Schicksal zu bestimmen nach unserem Willen, und daß wir alle das gleiche wollen: Freiheit der Seelen, Freiheit der Arbeit und Freiheit des Arbeitsertrags.

Es wird nicht möglich sein, alles zu verhindern. Manches Unglück wird uns noch treffen. Aber wir wollen uns rüsten und bereiten, den Weg wieder aufwärts zu gehen aus Elend und Schande zur deutschen Freiheit. Die Forderung der Stunde lautet:

1. Die Gemeinden, oder in größeren Gemeinden die Innungen, Gewerkschaften und Berufsgenossenschaften, erhalten Waffen zum Selbstschutz zugewiesen.

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