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Der Schulerfolg von Negermischlingen in Deutschland. Studie des Instituts für natur- und geisteswissenschaftliche Anthropologie (1956)

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8. Ergebnis

Die Theorie von der Ungleichwertigkeit der Rassen geht nicht erst auf den Grafen Gobineau zurück; er hat lediglich ein immer und in allen Nationen latent vorhandenes Geltungsbedürfnis in einem Gedankengebäude zusammengefaßt, das dem Bewußtsein seiner Zeit gemäß war und auf diese Weise Breitenwirkung erlangen konnte. Daß Gobineaus Thesen nicht auf Wissen um die Tatsachen gegründet waren – wenngleich sie sich auch diesen Anschein gaben –, kann heute nicht mehr bestritten werden. Gobineaus entscheidender Fehler war die Gleichsetzung von Ungleichheit und Ungleichwertigkeit. Die Ungleichheit der Menschenrassen im wertfreien Sinne liegt auf der Hand. Spricht man aber auf Grund ihrer Verschiedenheit von höher- und geringerwertigen Rassen, dann wird zwangsläufig die Frage des Maßstabs aufgerollt. Jeder Maßstab aber, der überhaupt einen allgemeinen Sinngehalt haben soll, muß auf metaphysischen Prinzipien basieren, jeder andere kann lediglich zu Aussagen herangezogen werden, die sich in den Grenzen des Teilaspektes bewegen, dem er entnommen ist, und damit niemals zu so weittragenden Schlüssen führen, wie sie von Gobineau und seinen Nachfolgern gezogen wurden.

Die biologische Ungleichheit der Rassen ist die eine Seite, die Einheit des Menschengeschlechts ist die andere. Das personale Sein des Menschen mit seinen Kriterien der Vernunft, der Freiheit und des Gewissens, der Inbegriff des Menschseins also, ist – unabhängig von biologischen Typenunterschieden – allen Individuen der Gattung Homo sapiens eigen (Muckermann). Daß dieser Umstand auch von der Tatsache einer Rassenmischung unberührt bleibt, ergibt sich klar.

Was bestehen bleibt, ist die Frage, welche Konsequenzen die Rassenmischung in biologischer und soziologischer Beziehung hat. Besonders von Mjöen, Abel u. a. ist in neuerer Zeit die Auffassung vertreten worden, daß die Rassenmischung als solche eine Verminderung der menschlichen Leistungsfähigkeit mit sich bringe. Das Zusammentreten stark unterschiedlichen Erbgutes führe zu Disharmonien und schweren Schäden des Körpers und der Seele. Diese Theorie stützt sich weitgehend auf Befunde an Haustierexperimenten. Es ist ihr entgegenzuhalten, daß die Menschenrassen nicht im entferntesten so extrem variieren wie etwa Hunde- und Kaninchenrassen. Abgesehen von wenigen streng ausgelesenen Merkmalen, dürften beim Menschen die meisten Merkmale rassisch nur durch Häufungsunterschiede bei weitgehend übereinstimmender Variationsbreite differieren – besonders auf psychischem Gebiet –, so daß eine Rassenmischung beim Menschen kaum so entscheidende Folgen haben kann wie die extrem variierender Haustierrassen. Die Befunde an den Negermischlingen in Deutschland geben jedenfalls dieser Theorie der Disharmonie durch Rassenmischung keine Handhabe.

Nicht von der Hand zu weisen ist dagegen die Möglichkeit, daß der Mischling Erbgut mitbekommt, das ihn in der Umwelt, in die er hineingerät, zum Außenseiter macht. Tatsächlich hat derartiges auch an den Mischlingen festgestellt werden können, von denen die voranstehenden Ausführungen berichten. Ganz abgesehen von so auffälligen, im Grunde ja aber wenig bedeutenden Merkmalen wie dunkle Hautfarbe, krause Haarform usw., treten Rasseneigenheiten ihres negriden Erbanteils auf, die – psychischer Art – soziologisch zum Problem werden können.

Stoßen in dieser Hinsicht biologische und soziologische Problematik der Rassenmischung zusammen, so ist das schon am Anfang der Ausführungen erwähnte Vorurteil gegenüber dem Mischling mit seinen Folgen ein rein soziologisches Problem und als solches historischen Wandlungen unterworfen. Wie gezeigt werden konnte, tritt es hinsichtlich der Negermischlinge in Deutschland zur Zeit zurück, es ist aber zweifellos latent vorhanden. Ferner ist versucht worden aufzuzeigen, wie seinem Hervorbrechen vorgebeugt werden kann. Dieses Vorurteil mit seiner Unduldsamkeit ist im Grunde das Kernproblem der ganzen Rassenfrage, denn seine Bewältigung macht auch die Bewältigung aller anderen Probleme, sie sich aus dem Zusammenleben und der Vermischung von Menschen verschiedener Rasse ergeben, in soziologischer Hinsicht möglich.

Walter Kirchner



Quelle: Studien aus dem Institut für Natur- und Geisteswissenschaftliche Anthropologie Berlin-Dahlem, herausgegeben von Hermann Muckermann. Fünfter Bericht. 31. März 1956.

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