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Der Schulerfolg von Negermischlingen in Deutschland. Studie des Instituts für natur- und geisteswissenschaftliche Anthropologie (1956)

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Tatsächlich spielen die Väter der Mischlingskinder, die Neger also, eine geringe Rolle in deren Leben. Abgesehen von den Fällen, in denen es sich ohnehin nur um eine flüchtige Verbindung der Mutter gehandelt hat, besteht eine Beziehung zu dem farbigen Soldaten meistens nur so lange, wie dieser in Deutschland stationiert ist. Bis zu ihrer Rückkehr nach Amerika sorgen die Väter teilweise für Mutter und Kind. So etwas meldet beispielsweise Nürnberg für 23 von 148 Fällen, das sind 15,5 Prozent (1953). Daß farbige Soldaten auch nachher noch nennenswerte Unterstützungsbeträge schicken, ist selten. Aus Fürth sind zwei Fälle bekannt geworden, in denen der Vater einen monatlichen Dollarbetrag übersandte, der 200 DM gleichkommt. Manchmal haben die Eltern des Soldaten zeitweise Interesse an ihrem Enkelkind in Deutschland gezeigt, vielleicht sogar mit der ernsten Absicht, es zu sich zu nehmen. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, daß die Mütter mit wachsendem Zeitabstand immer mehr auf sich selbst angewiesen sind.

Eine negative Reaktion der Öffentlichkeit würde in den häuslichen Bereich in erster Linie auf mittelbare Weise dringen. Man kann nicht daran zweifeln, daß die Haltung einer Mutter zu ihrem farbigen Kind beeinflußt würde, wenn sie seinetwegen einer Diskriminierung ausgesetzt wäre. Tatsächlich ist derartiges selten geblieben. Eine ausgesprochen ablehnende Einstellung der Bevölkerung zu den Mischlingen ist nicht zu verzeichnen. Solange die Kinder also mit Fremden nur gelegentlich Kontakt haben, d. h. bis zum Schuleintritt, sind sie kaum Schwierigkeiten ausgesetzt. Im Gegenteil, der Straßenpassant pflegt die Mischlingskinder eher zu verwöhnen oder ihnen mitleidig, jedenfalls nicht unfreundlich gegenüberzutreten.

4. Schulzeit

Als im Jahre 1952 der Zeitpunkt heranrückte, zu dem ein erster Teil der farbigen Besatzungskinder eingeschult werden mußte, gaben die Kultusminister der westdeutschen Länder Erlasse an die Volksschulen ihres Bereichs heraus, die zur toleranten Behandlung des Problems aufforderten. Der zeitweise aufgetauchte Plan, die Mischlingskinder gesondert zu unterrichten, wurde verworfen. Ausschlaggebend dafür war die Meinung, daß die Farbigen frühzeitig und unter der lenkenden Hand des Pädagogen in ihre Situation hineinwachsen müßten. Aber auch innerhalb der Schulklasse sollten die Mischlingskinder keine exponierende Behandlung erfahren. Eine besonders geschickte Formulierung enthielt der Erlaß des bayerischen Kultusministers vom 20. 5. 52, in dem von „unauffälliger Fürsorge“ gesprochen wird. Darüber hinaus wurde den Lehrern zur Pflicht gemacht, das Problem der farbigen Besatzungskinder im Rahmen von Elternabenden zu behandeln und die Eltern der weißen Mitschüler zur Unterstützung der Bestrebungen zu veranlassen. [ . . . ]

Tatsächlich hat die Erzieherschaft das ganze Problem vorurteilsfrei angepackt und ebenso geschickt wie verständnisvoll bewältigt.

Man war sich von vornherein klar darüber, daß das Verhalten von Vätern und Müttern der weißen Mitschüler der entscheidendste Faktor in der ganzen Rechnung sein würde. Sie konnten einmal durch direkte Proteste die Lage erschweren, zum anderen mußte sich ihre Einstellung im Verhältnis der weißen Schulkinder zu den Mischlingen niederschlagen. In der Tat wurden – besonders anfangs – gelegentlich Proteste aus der Elternschaft laut. Im großen und ganzen haben sie keine Folgen gezeitigt; die Meinung der Öffentlichkeit stand ihnen entgegen. Dagegen ist der Fall eingetreten, daß Eltern nach anfänglicher Toleranz sich darüber beschwerten, daß die Unbändigkeit eines farbigen Mitschülers ihre Kinder verführe. Eine solche Äußerung muß durchaus ernst genommen werden, denn sie entspringt nicht einer Voreingenommenheit, sondern offensichtlich dem Verantwortungsbewußtsein. Daß in dem von dieser Beschwerde berührten Punkte die Einordnung der Mischlingskinder in die Klassengemeinschaft häufig keine ganz leichte Aufgabe für den Lehrer ist, darf man nicht übersehen – doch ist sie zumeist bewältigt worden.

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