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„Die Familie – der Kern der deutschen Wiedergeburt”, Artikel von Schulrat G. Wolff, Liberaldemokratische Partei Deutschlands (30. August 1946)

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Eins muß klar erkannt werden: sterbende Familien wirken zugleich gesellschaftszerstörend. Mit der Familie stirbt auch jede andere Gemeinschaft. Die Familie hat sich durch Jahrtausende als grundlegendes soziales Gebilde bewährt, weil aus ihr die Kraft der Natur und des gelebten Lebens strömt. Mit der Wiedergesundung der Familie stehen zahlreiche andere Verhältnisse in ursächlicher Verbindung: Arbeitsmoral, Sittlichkeit, Erziehung, Eigentum. Wie der Mensch, so wächst auch die Familie nur durch Tun und Handlung. Darum keine Schwächung der Erziehungskraft der Familie. Darum Förderung auch aller äußeren Voraussetzungen des Familienlebens durch Verbesserung von Wohnung und Kleidung, Ernährung und Arbeit. Schenkt denen eine neue Familie, die elternlos und heimatfremd geworden sind. Laßt uns der Frage der unehelichen Kinder unsere besondere Aufmerksamkeit zuwenden.

Und dazu ist notwendig, daß alle, Männer wie Frauen, ihre politische Pflicht erfüllen. Bei der Arbeitsleistung der Frau ist auf ihre Eigenart gebührende Rücksicht zu nehmen. Alle Frauenarbeit muß die Verbindung von Mutterschaft und Arbeit erleichtern und ermöglichen. Die Last der Kindererziehung muß mindestens zu einem Teil auch Sache der Gemeinschaft sein. Die bestehenden Ehen verlangen Schutz und Stärkung und Förderung in den schweren Tagen. Die Frage der Ehescheidung darf nicht einfach als eine Privatangelegenheit zwischen den beiden Erwachsenen angesehen werden, sondern zugleich auch vom Bedürfnis und der Zukunft der Kinder aus dieser Ehe her. Die letzten Erziehungsvorbilder sind und bleiben doch immer Vater und Mutter.

Deshalb bekennt sich die LDP in ihrem Programm mit verpflichtendem Wort zur Familie: „Ur- und Keimzelle des Gemeinschaftswesens ist die Familie. Sie als solche wiederherzustellen und zu erhalten, ist die unerläßliche Voraussetzung einer deutschen Gesundung.“ Mit unserem Wahlzettel wollen wir auch ein Bekenntnis für Bedeutung und Kraft der Familie ablegen.



Quelle: G. Wolff, „Die Familie – der Kern der deutschen Wiedergeburt”, Der Morgen, Tageszeitung der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands, 30. August 1946; abgedruckt in Udo Wengst und Hans Günther Hockerts, Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland seit 1945. Bd. 2/2: 1945-1949: Die Zeit der Besatzungszonen. Sozialpolitik zwischen Kriegsende und der Gründung zweier deutscher Staaten. Dokumente. Baden-Baden: Nomos, 2001, Nr. 85, S. 183-84.

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