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Schreiben Karl Lewkes an das Zentralkomitee der SED (2. Dezember 1945)

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Die bisher von mir geleistete Arbeit war rein organisatorischer Art. Es wurde nur erstrebt, den Abtransport in einigermaßen geordnete Bahnen zu lenken und besonders ein Berühren von Gross-Berlin durch die heimwärts Ziehenden zu vermeiden.
Diesbezügliche weitere Verbesserungsvorschläge sind der Zentralverwaltung für Umsiedler unterbreitet.

Für die politische Arbeit wäre eine Art Begrüßungsschrift (kostenlos!) nach dem Betreten der Heimat von allergrößter Wichtigkeit. Der Lagerkommandant (zuständig für sämtliche Entlassungen in Ffo.) Major Aljoschin, deutete an, dass es sich um eine Million und mehr Mann handeln könnte, die im Laufe von ungefähr einem Jahr eintreffen würden.
Das Druckmaterial brauchte nicht einmalig zur Verteilung gelangen, außerdem könnte sie in Form so aufgemacht werden, dass sie zum Weitergeben anreizt. Bei selbständiger finanzieller Drucklegungsmöglichkeit der Begrüßungsschrift sollte man auf die sicher sehr gern geleisteten Unterschriften anderer politischer Richtungen außer SPD ebenso gern verzichten.

Die Landser sind an sich sehr nachrichtenhungrig und besonders an genauen Angaben über die Verhältnisse in Deutschland interessiert. Bei gutem Zusammenspiel aller Stellen könnte man dabei auch Anweisungen für den Heimweg einflechten.

Alle meine Ansprachen wurden mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt und die Appelle zur Mitarbeit am Wiederaufbau mit lauter Zustimmung bejaht.

Reine Parteireden mussten aus Zeitmangel unterbleiben, da, wie gesagt, mein Hauptaugenmerk auf die geschlossene Abfahrt zum Zielbahnhof Brandenburg/H. gerichtet war.

Für uns Kommunisten kann aber das Fernbleiben von Groß-Berlin keine Lösung des Problems darstellen.

Bis zur Rückkehr des letzten Kriegsgefangenen müsste ein Apparat geschaffen werden, der sich nur mit dieser Frage beschäftigt. Bei der festgestellten Einstellung vieler Landser ist diese Arbeit noch vordringlicher wie die in den Gewerkschaften.

In diesem Zusammenhang verweise ich auf den vor Monaten gemachten Vorschlag betreffs des Austausches deutscher Kriegsgefangener gegen ehemalige Pg’s, den heute andere Parteien politisch vorteilhaft für sich verwenden, ohne dementsprechende Arbeit zu leisten.

Wir müssen die lautesten Rufer sein bei der in weiten Teilen des Volkes Anklang findenden Parole:

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