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Presseerklärung von Maria Weber, Hauptabteilung Frauen im DGB, über die berufstätige Frau und die soziale Situation der Familie (30. August 1960)

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Forderungen der Gewerkschaften zur Sicherstellung der Familien
Die Gewerkschaften haben für die Sicherstellung der Familien seit langem eine große Anzahl von Forderungen gestellt und bei ihren Verhandlungen auf allen Ebenen immer wieder versucht, diese Forderungen durchzusetzen. Sie fordern u. a.:

finanzielle Besserstellung der Familie durch ausreichende Löhne und Gehälter,
familiengerechte Wohnungen zu tragbaren Mieten,
Lehr- und Lernmittel-Freiheit,
ausreichendes Kindergeld,
Steuerbegünstigungen für Familien.

Sie fordern weiter:
Gleichstellung der Angestellten und Arbeiter
und eine Sozialpolitik, die den Grundsätzen eines sozialen Rechtsstaates und insbesondere dem Artikel 6 des Grundgesetzes entspricht. Dazu gehört auch:
der allgemeine Schutz von Mutter und Kind,
der besondere Schutz der erwerbstätigen Mütter,
der Schwangeren und Wöchnerinnen durch ein fortschrittliches Mutterschutzgesetz,
eine echte Gesundheitsvorsorge für die Familien, die z. B. auch einen Rechtsanspruch auf Hauspflege gewährleistet,
eine kürzere Arbeitszeit, die dem arbeitenden Menschen mehr Freizeit zum Leben in und mit seiner Familie gewährt.

Diese kürzere Arbeitszeit ist auf Grund der technischen Entwicklung durchaus möglich und unter Berücksichtigung des außergewöhnlich hohen Kräfteverschleißes dringend erforderlich.

Die finanzielle Grundlage der Familie bedeutet sehr viel und entscheidet darüber, ob von dem Einkommen des Vaters die ganze Familie leben kann, ob die Mütter bzw. die zukünftigen Mütter, wie sie es sich fast alle wünschen, daheim bei ihren Kindern bleiben können, ob die Familie es sich leisten kann, die Kinder etwas lernen zu lassen.

Dabei geht es den Gewerkschaften bei ihrem Kampf um Verbesserungen und Erleichterungen für den arbeitenden Menschen und seine Familie nicht nur um die materiellen Dinge und nicht nur um Tagesfragen. Mit der Schaffung der materiellen Voraussetzungen wollen sie auch Vorsorge treffen, daß der Einzelne und die Familie in der Lage sind, sich geistig so zu entfalten, wie es der Würde des Menschen entspricht.



Quelle: Presseerklärung von Maria Weber, Hauptabteilung Frauen im DGB, über die berufstätige Frau und die soziale Situation der Familie (30. August 1960), in Informationsdienst der Arbeitsgemeinschaft der katholischen deutschen Frauen, Nr. 8 (1960), S. 6-9; abgedruckt in Klaus-Jörg Ruhl, Hg., Frauen in der Nachkriegszeit 1945-1963. München: Deutscher Taschenbuchverlag, 1988, S. 219-23.

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