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Die Gegenreformation in Innerösterreich (1579/80)

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Am andern aber soll es aus sondern gnaden und vätterlichen nachsehen den herrn und landleuten, so alhie hausen werden, unverwert sein, ain oder zween predicanten, der wahren augspurgischen confession zuegethan, zu halten, die allain inen und irem gesindt im landthaus predigen und iren kirchendienst halten mögen, aber sonsten durchaus niemandts zuelassen, weniger sich der pfarrlichen recht mit predigen, taufen, communiciern oder ainicher anderer gestalt anmassen.

Doch sollen zum dritten die andern landleüth sie auf ire heüser hinaus beruefen oder andere iresgleichen in denselben iren heüsern allain für sich, ir weib, kindt, gesindt unterhalten und also irer erkenten und bekenten religion sich gebrauchen, aber ganz ohne dass sie andere benachparte in ainich weeg darzue raizen oder, da sie schon selbs kämen, darzue komen lassen mögen, dann es ihre fstl. Dt. kainsweegs zu gestatten wüssten.

So ist zum vierten ihrer fstl. Dt. endlicher willen und mainung, dass weder ihrer fstl. Dt. noch iren verwonten in derselben lehenschaften oder iure confirmandi [Bestätigungsrecht] in ainich weeg und sonderlich unterm schein der vogteien kein eintrag durchauß beschehe, sondern wie sie ire lehenschaften und confirmationes vor hundert, sechzig, funfzig, vierzig, dreissig, zwainzig und zehen jaren gehabt und sich derselben gebraucht, also wöllen ihre Dt. auch, dass sie dieselben noch hinfüro beständiglich haben, sich derselben gebrauchen und inen darunter von den vogten kain sperr oder irrung beschehen und sich die vogt bei den kirchen nichts mehr, als was inen die geistlichen recht und die kayserliche policey zuelässt, anmassen sollen, bey ihrer Dt. ungnadt und straff.

Uber solches und zum fünften statuiren und decerniren ihre fstl. Dt. auch ganz ernstlich, wer diser oder jener kirchen das wenigist entzogen, das er es derselben inner zwayer monnat aufs lengist gäntzlich widerkhere und sich hinfüro niemandts nichts solches understee, als lieb im sey ihrer Dt. ungnadt und straff zu vermeiden.

So ist auch ihrer fstl. Dt. entlicher willen und mainung, dass man der religion halben gegeneinander nindert und nichts durchaus unfreuntlichs furnemen, sonder in brüderlicher freuntschaft ainander liebs und guets gunnen und mit ihrer Dt. jederman sich dahin eusserlich bemüen solle, damit man das geliebte vaterlandt noch lenger vor des Türggen tyranney auch anderm verderben verhueten und man also allenthalben dermassen hausen, miteinander höben und legen mög, wie es fromer, christenlicher obrigkait und iren getreuen, gehorsamen unterthanen geburt und wol ansteet.

Dise resolution haben ihre fstl. Dt., als sie mit Gott bezeugen kunden, allain iren getreuen landen und leuthen, wie ungern sie sonsten daran komen, zu guetem und versicherung fürgenumen. Wöllen sich zu jederman in gemain und sonderhait der von Gott gebottnen gehorsamb in alweg versehen und daneben zu denen von herrn und ritterschaft endlich getrösten, weil sie sambt iren weib, kindt und gesindt in irem gwissen unbekommert bleiben und aller vergwältigung frey sein, sie werden die ursachen, so ihre fstl. Dt. zu diser erclärung und verordnung unvermeidentlich bewegt, ohne alle affect der notturft nach erwögen und darauf die getreue sorgfeltigkait, so ihre fstl. Dt. fur sie und das ganze vaterlandt mildiglich tragen, nit allain wie billig loben und preisen, sonder auch ihrer fstl. Dt. unterthenigist darumben dankbar sein und sich derselben weder mit worten noch werken im wenigisten widersetzen, dann ihre fstl. Dt. ye der sachen anderst zu thuen nit gewist und noch nit wissen, sy wolten dann landt und leuth in eusseristes verderben setzen und wider alle vernunft handlen. [ . . . ]



Quelle: Albrecht P. Luttenberger, Hg., Katholische Reform und Konfessionalisierung. Darmstadt: WBG, 2006, S. 334-42.

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