GHDI logo

Die Gegenreformation in Innerösterreich (1579/80)

Seite 3 von 4    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


(B) Dekret Erzherzog Karls II. von Innerösterreich, 10. Dezember 1580


Von der fstl. Dt. [ . . . ] N. denen geistlichen catholischen etc. [ . . . ] anzuzaigen, wie sie, die ermelten zween stendt von herrn und ritterschaft, ihrer Dt. dise täg ire habende beschwärungen in iren religionssachen übergeben und umb derselben erclärung gebeten, also weren auch sie, die prelaten und geistlichen, bei ihrer fstl. Dt. fürkomen und sich zum höchsten beclagt, dass sy von inen in vil weeg wider die gebür dermassen bedrangt und angefochten werden, dass sie es weiter zu erdulden kainsweegs wüssten, mit höchstem flehen und bitten, inen solche bedrangnus würklich abhelfen und sie noch lenger bei iren wolhergebrachten rechten und gerechtigkaiten zu erhalten, wie inen solches ihre fstl. Dt. in der erbhuldigung genedigist versprochen, es sich auch sonsten dem göttlichen und weltlichen rechten nach in allweg gebüren und zimen wollte.

So sein ihre fstl. Dt. derwegen sonderlich von den herrn ordinarien [Bischöfen] und andern geistlichen reichsfürsten, die im landt begüetert, vilmals auch ersuecht und iro lauter angezaigt, da ihre fstl. Dt. weiter die sachen also durchainander gehen lassen und sie bey denjenigen, so von iren vorfarn an sy komen, nit handthaben, dass sie gedrungen werden, sich solches bey der mehrern obrigkait zu beclagen und daselbsten umb gebürliche wendung und einsehung anzuhalten.

Uber solches konden ihre fstl. Dt. die täglichen clagen, so bey iro von den pfarrern und armen pauersleutten der neurungen halben, die man inen in religionssachen wider ir gewissen dort und da zuemuettet, fürkomen und nit wenig zu schaffen gegeben, haufenweis erzöllen, aber weil sy sonsten wissend und landkondig, so wöllens ihre fstl. Dt. beruhen lassen und allain volgents inen, denen von herrn und ritterschaft, mit auch nit geringer selbs aigner beschwärung anfüegen, das nämblich ihre fstl. Dt., seitheer sie inen in den religionssachen das bewüsste nachsehen gethan, bey ir vilen und vilen die schuldig gehorsamb schier durchaus verloren, dann was immer diser oder jener lustet, das darf er unter dem schein desselben nachsehens thuen und sonderlich andern das irig, des sie und ire vorfaren von undenklichen zeiten mit guetem rechtlichen titl heergebracht, aigens willens gwaltigclich heernemen, usurpiren, und was es ihre fstl. Dt., wie sie vor Gott zu thuen schuldig, abschaffen und den entwerten das irig wider zu lassen mandiern, alspaldt nit allain mit denselben aigenwilligen, sondern auch mit den verordenten und andern disputiren und sich gleichsamb von inen in irem thuen sindicieren lassen müessen, als wann sie ein gemalter oder papierener landtsfürst wären, zudem ihre fstl. Dt. bisheer on unterlass geduldet, dass ire predikanten nit allain unsern erlöser und säligmacher, den herr Jesum selbs, in seinem hochwürdigisten sacrament des altars erschröcklich gelestert und den leibhaften teüfl gescholten, sondern auch ihre b[äpstliche] Hlt., die ksl. Mt., ihre fstl. Dt., derselben herrn brueder und vettern sambt allen andern iren religionsverwandten fürnemblich in diser ihrer fstl. Dt. hauptstat Grätz für abgotter, mameluken, verlaugente, abtrinnige christen und die ergisten, losisten menschen, so der erdpoden tragen möchte, offentlich und one scheüch ausgeschriren, verdamet und so uncristenlich beruchtiget, das sich zu verwundern, wie es unser herr Gott erleiden mögen. Das alles wäre nun zuvordrist wider seiner göttlichen Mt. gepot. Ihre fstl. Dt. könden auch nit befinden, das es ainichen christenlichen potentaten ye widerfaren, weniger das es derselb geduldet und gelitten hette; so ist es wider alle gute polliceyen, reichsordnungen und satzungen, in welchen solch gottslestern, wie auch der fürgesetzten obrigkait und des negsten verdamen, schelten und berüchtigen, zumal aber das gewalttätig nemen, vergwältigen und usurpiern zum höchsten verpotten, und derhalben ir aller vernunft nach die unwidersprechenlich warhait, welcher potentat oder fürst solches auf dem seinigen und von sein landtsassen gedulden mag, das er sich des schwerts, so ime unser herrgott zu bestrafung des übels und zu beschützung des gueten gegeben, nit gebraucht und dass derwegen seine sachen in die lenge kain bestandt haben könden, sondern er muess seinen unterthanen der gebür nach vorstehn und fürziehen oder sein stell andern raumen, wie etwo ir villen dort und da begegnet, welches sich zwar ihre fstl. Dt. zu iren getreuen landen, als die noch bisher bei ihrer Dt., auch derselben löblichen vorfaren, wie fromen redlichen leüten zuestet, in alweg gehandelt, gar nit versehen, sie auch darunter im wenigisten verdenken, aber ihre fstl. Dt. wurde dennoch fürgewäet, weil man sich understee, ihrer fstl. Dt. schier fürzuschreiben, wen sie im landt gedulden oder nit gedulden, item, was sie für diener bestöllen und halten, mer welche potschaften sy annemen oder abziehen lassen, so sollten ihre fstl. Dt. billich dergleichen und andere sachen merers gewarnemen und nit alles für die ohren geen lassen, inmassen dann zu solchem ihre fstl. Dt. mit warhait wol schreiben mögen, wie sie von fürnemen leütten, die es mit ihrer Dt. zum pösten mainen, gewarnet, wofer sie die neuerungen und änderungen in den religionsachen, als ein zeit herumb beschechen, gedulden und nit eeist wider einstöllen und abschaffen, dass man dargegen aus noth sachen für und an die handt nemen, die ihrer fstl. Dt. sambt iren getreuen landen zum beschwärlichisten fürfallen wurden. Darob nun ihre fstl. Dt. zum höchsten und umb so vil mehr erschrocken, weil sie sambt iren löblichen vorfarern mit irem sondern schaden erfaren, was sie sich auf ire nachpern zu verlassen, die dann vorlengst, da es inen unser herrgott verhengt, das ganze löbliche haus Österreich, also zu schreiben, in ainem löffl gern getrenkt hetten, welches sich itzo bey inen und andern mehr desto mehr zu besorgen, weil es an die religionsachen komen, die bei unsern zeiten und hievor öfter grossmächtige königreich, fürstenthumb und lande in gäntzliches verderben gebracht. Das alles haben ihre fstl. Dt. ain zeit herumb mit sonderer bekommernus umständiglich erwogen, zu gemüet gefüert und, wiss gott, den weegen und mitteln, dadurch es fürzukommen, alles getreuen vleiss nachgedacht, wie auch sein göttliche güete umb iren heiligen geist, der ihrer fstl. Dt. das peste und rathsamiste eingäb, inniclich gepeten, aber uber alles getreuer nachgedenken kain bessern rath finden konnen, als in sachen ein solchen entschlus zu nemen, damit zugleich die geistlichen und sie, die von herrn und der ritterschaft, sambt andern ihrer Dt. landtsässen nach müglichkait zufriden gehalten, wie auch die herrn ordinarii und fürnemblich ihre b[äpstliche] Hlt. sambt andern benachparten und zuvordrist ihre fstl. Dt. selbs in irem christenlichen gwissen und sonsten aufs pest beruebigt und contentiert werden möchten, zumal weil ihre fstl. Dt. auf solchen fall statlicher hülfen und darreichungen, da etwo der erbfeindt überhand nemen und fürprechen wolte, vertröstet, und sonsten im widrigen fahl ihre fstl. Dt. das ewig clagen, plagen und beschwären nit erwehren, sondern letzlich alles durchainander gehn lassen und sich sambt iren getreuen landen von haiden und christen verderblichen, unwiderbringlichen schadens und untergangs unzweifenlich versehen müesten. Weil dann ihre fstl. Dt. solches alles mit der höchsten warhait bezeugen mögen und sich ye zu iren getreuen unterthanen kaines andern versehen, dann dass sie aus cristenlichem guetem eifer in sachen gern ain ubrigs thuen und ihre fstl. Dt. solch droent gemain verderben ires eusseristen pesten vermögens fürkomen und verhüeten helfen werden, so wollen ihre fstl. Dt. hiemit in Gottes namen aus tragender landtsfurstlicher macht dises in gemain statuirt, geordent, mandiert und gesötzt haben, das in allen iren, auch derselben religionsverwondten haupt- und andern stötten, markten, herrschaften, dörfern und flecken, kainen ausgenumen, allain die alt, catholisch, christenliche, römische religion exerciert und darwider von der andern religion verwandten in ainichem schein, wie der auch zu erdenken, nichts attentiert oder fürgenomen werde, für ains.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite