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Stefan George, „Der Mensch und der Drud” (1928)

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Der Mensch
Wer sagt dir so? dies sei der götter sorge.

Der Drud
Wir reden nie von ihnen doch ihr toren
Meint dass sie selbst euch helfen. Unvermittelt
Sind sie euch nie genaht. Du wirst du stirbst –
Wess wahr geschöpf du bist erfährst du nie.

Der Mensch
Bald ist kein raum mehr für dein zuchtlos spiel.

Der Drud
Bald rufst du drinnen den du draussen schmähst.

Der Mensch
Du giftiger unhold mit dem schiefen mund
Trotz deiner missgestalt bist du der unsren
Zu nah • sonst träfe jezt dich mein geschoss ..

Der Drud
Das tier kennt nicht die scham der mensch nicht dank.
Mit allen künsten lernt ihr nie was euch
Am meisten frommt .. wir aber dienen still.
So hör nur dies: uns tilgend tilgt ihr euch.
Wo unsre zotte streift nur da kommt milch
Wo unser huf nicht hintritt wächst kein halm.
Wär nur dein geist am werk gewesen: längst
Wär euer schlag zerstört und all sein tun
Wär euer holz verdorrt und saatfeld brach ..
Nur durch den zauber bleibt das leben wach.



Quelle: Stefan George, Das neue Reich. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 9. Berlin: Georg Bondi, Endgültige Fassung, 1928, S. 71-77.

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