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Protestantischer Widerstand – Der Schmalkaldische Bund (1531/35)

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B. Die erste Schmalkaldische Bundesverfassung, 23. Dezember 1535


Verfassung zur eilenden rettung und gegenwehr

[ . . . ]

Nachdem und als wir uß beweglichen, cristenlichen und guten ursachen, zuvorderst aber got, dem allmechtigen, zu lob und schuldigen eern, zu furderung und uffnemung seins hailligen worts und euangelions, auch damit wir bey dem hailigen reich als gehorsame glider deselben beleiben, auch unser undertanen, die uns von Got cristenlich zu regiern und vorzusthen bevolhen sein, bey dem, das guttlich, cristlich, erbar und billich, auch zu hail irer seelen furderlich ist, gehanthapt und vor unbillicher, unrechtlicher vergwaltigung und beschedigung uf gottes gnaden furhuet werden mugen, uns in dem namen gottes aines cristenlichen und freuntlichen verstands verainiget und entschlossen, inhalt und vermug der ainigungsverschreibung, so wir mitainander derhalben uffgericht und volnzogen, dieweil wir aber zu cristenlicher und billicher rettung unser und der unsern verner bedacht, bewogen, auch fur hochnotig und gut angesehen und ermessen, das wir in dißen sor[g]veltigen, gschwinden und schweren leuften ainer verfassung zur rettung und gegenwar, welliche solange zeit und bestandt haben soll, als wir uns des cristenlich verstentnus verainigt und vertragen, wie dann sollichs in der aynungsverschreibung clar zu vermergken und zu befinden ist, auch delgleichen zu ainer hulf und nachtruck sovil moglich und got, der allmechtig, gnade verleichen will, geschickt und verfaßt machen mochten, demnach haben wir uns mitainander etlicher artikel ainmuetigklichen vertragen, verbunden und verpflicht und tun das in namen des allmechtigen hiemit wissentlich in kraft diser verschreibung fur uns, aller unser erben und nachkomen, als hernachvolgt.

[1.] Anfengklichen und zum ersten soll dise verfassung kainer andern gestalt, ursach oder maynung, dann allain zu gegenwar und rottungsweiß und zu entschitung unbillichs gewalts unser, auch unser undertanen und verwanten, im fall, do wir von wegen der cristenlichen, billichen und rechtmessigen sachen, davon unser cristenlich verstentnus meldung tut, von jemandts wollten uberzogen, vergwaltigt ader sonst in ander weg, doch umb vorgemelter sachen willen beschwert werden, gemaint und zu versteen seyn.

[2.] Zum andern, wo jemands von den stenden, diser aynigung verwant, uberzugs oder vergwaltigung gewertig oder sonst in ander weg umb sachen willen, daruf dise verstentnus stehet, beschwert wurden, derhalben er vermainte, der andern aynigungsverwanten ratt oder hulf noturftig zu sein, mag er sollichs jederzeit dem regierenden hauptman desselben halben jars furbringen und anzaigen, wo dann die sachen oder beschwerde also gestallt, das der regierendt hauptman sampt dem beschwerten standt verhofft, die durch schriften, schickgung oder andere dergleichen weg abzuwenden sein, soll er siillichs fur sich selbst ader mit rate und zutun des andern hauptmans uff gemainer stend costen und in dero namen zu tun gutt macht haben, wo aber die sachen dermassen geschickt, das ainer gemainen zusamenkunft der stende von Mitten, soll solliche zusamenkunft durch den hauptmani des halben jars uff ainen gelegnen blatz und malstatt allen stenden mit vermeldung der sachen ageschriben und vorkunt werden, die auch also durch sich selbst oder ire volimechtigen zo erscheinen sullen, wann und so oft auch die aynigungsverwanten zusamenkomen oder -schicken und sich der sachen halb, daruf diß vorstent-nus stehet, underreden wöllen, so soll aller aynigungsverwanten oder irer geschickten bedenken gehort werden, nachdem gott dem letztern oft etwas eingipt, das er dem ersten verburgt, und sich allwegen also understehen, in der versamblung ainer ainhelligen maynung freuntlich und gutlich zu vergleichen.

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