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Die Abdankung Kaiser Karls V. (1555/56)

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B. Kaiserliche Instruktion für die Abdikationsgesandtschaft zu Ferdinand I. und zu den Kurfürsten


3. August 1556

[ . . . ] Erstlich sollen die Gesandten bei Ro. Kho. Mat. den weg suechen und befurdern, auff das dieselbe des Reichs vollige administration und keiserliche preeminentz, hoheit, Dignitet und Titul an sich nehme und die key. Mat. derselben allen entlade.

Und dahe solchs Ir Kho. Mat. zu thun urbutig, haben die gesandten ferner bevelch, sich zu allen und jeden Churfursten des reichs insonderheit zu verfuegen und bei denselben nachvolgende puncten zu vermelden:

Nemblich, das die key. Mat. inen allergnedigist danksag, das sie Ire Mat. vor allen andern potentaten und fursten zu diser keyserlichen dignitet und hochheit erfordert und erwelet, mitt ferner erclerunge, das sich Ir Mat. auß Irem aigen gewissen zu berichten wußten, das sie seith anfang Irer Keiserlichen regierung furnemlich des heiligen Romischen Reichs nutz, ehr, wolfart und gedeien mitt aller trew gesucht und demselben Ires bestes verstandts und vermugens jederzeit furgestanden, wär auch solchs hinfuro zu thun nitt weniger allergnedigist genaigt gewest, wohe Ir Mat. die treffenliche beschwernussen, muhe und arbeit hette in ainigen weg lenger oder ferrer ertragen mogen.

Demnach aber Ir Mat. sich Irer unvermoglicheit und blodigheit auß obligender langwiriger leibsschwacheit am besten zu erinnern, hetten Ir Mat. leiden mogen, das sie mitt allen Churfursten in einer gemainen versamlung khunfftiger des reichs succession und administration halben aigner person nach notturfft khomen ratschlagen und schliessen.

Dieweil aber Ir Mat. die raise zu landt furter gantz unleidlich und dobeneben zu besorgen gewesen, Sie hetten durch solche raisen die gelegenheit mitt gutem windt abzuschiffen versaumbt, hette Ir Mat. nitt underlassen, mit Irem freundtlichen lieben bruder die sach geburendts vleiß zu behertzigen etc., welcher, Irer Key. Mat. begeren nach, gemainem vatterland theutscher nation zu sonderlichem auffnemen und wolffart sich gantz willig und genaigt auch dahin vernemen lassen, das er neben der administration, die ihme als romischen Khonig, abwesendt Irer Key. Mat., one das geburt, auch mitt dem keyserlichen Titul, preeminentz, Scepter und dignitet sich zu beladen ungeweigert.

Seintemall dan gott der almechtig gemainen Stenden des reichs disen Konig auß sonderlicher versehung gegeben, bei welchem biß anher nitt allein ein gantz vetterlich gemueth und zunaigung gegen dem reich theutscher Nation und desselben glider gespurtt, sonder auß vilen treffenlichen handlungen merglicher verstandt, tugent und dapfferkheit vermerckt, so wolle Ir Mat. sie, die Churfursten, gantz gnedigist ersucht und ermanet haben, sich hierein getrew mainender handlung zu vergleichen und den romischen Khonig für Iren rechten, von gott gegebnen keiser erkhennen, auffnemen und halten, demselbigen auch den gehorsam, den sie biß anhero Ir Mat. erzeigt, der gebur laisten.

Wofer dan die Churfursten solchs verwilligen, sollen die gesandten sie, die Churfursten, aller gelubden und pflichten, mitt dero sie der ro. key. Mat. biß anhero zugethon und verwandt gewesen, entledigen etc. und sie auff die ro. Kho. Mat. hinfuro, wie vermeldt, anweisen etc. und sich nach solcher verwilligung nachmals zu der Kho. Mat. verfuegen, derselben die verwilligung und annemung der Churfursten verkhundigen und derselben darneben zu eingang Irer key. Regierung die ehr gottes und handthabung der waren, alten catholischen kirchen und die wolffart, frid und rhue des heiligen romischen reichs mitt vleiß bevelhen.

Zu diser handlung haben die gesandten ein aigen underschidlichen gewalt.

Im faal aber da die Ko. Mat. des ro. keiserthumbs Titel, preeminentz und administration, wie vermeldt, an sich zu nemen nicht zu bewegen wären, haben die gesandten ein andern, auch underschidlichen gewalt und bevelch, mitt Ko. Mat. dahin zu handlen, das dieselb mitt des keiserthumbs hoheit, dignitet und administration sich belade, und der titel allein der key. mat. gelassen werde, und im fall der willigung sollen die gesandten bei den Churfursten den Consens, wie bei dem ersten puncten außgefurt, gleicher gestalt befurdern.

Dahe aber auch ditz bei der khon. Mat. nitt wäre zu erhalten, haben die gesandten den dritten, auch abgesonderten gewalt und bevelch, der khon. Mat. die administration des heiligen reichs, wie die Ir Mat. in abwesen der ro. key(en) Mat. geburtt, [zu] befelhen und die Churfursten, auch andere Stend des reichs zu geburender gehorsam anzumanen und zu weisen.

Zu disen dreien abgesonderten acten haben die Gesandten drei unterschidlich abgesonderte gewält und bevelch, einen jeden insonderheit nach erforderung der sachen furzulesen und die andere hinder sich zu verhalten, biss die erste und furgeende handlung one frucht abgangen und davon nichts mehr zu verhoffen sei etc.



Quelle: Alfred Kohler, Hg., Quellen zur Geschichte Karls V. Darmstadt: WBG, 1990, S. 466-68; 480-82.

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