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Die allgemeine Mobilisierung der katholischen Kirche – Das Konzil von Trient (1547-63)

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Kapitel 6: Die Art der Vorbereitung

Für diese Gerechtigkeit werden sie disponiert, indem sie [1.], angeregt und unterstützt durch die göttliche Gnade, den Glauben vom Hören annehmen (12) und sich frei auf Gott zubewegen, indem sie glauben, was von Gott geoffenbart und verheißen ist, sei wahr, und zwar zuerst dies, daß der Gottlose von Gott gerechtfertigt wird „durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist“ (13); indem sie [2.], in der Einsicht, daß sie Sünder sind, sich von der Furcht vor der göttlichen Gerechtigkeit, durch die sie heilsam erschüttert werden, zur Besinnung auf die Barmherzigkeit Gottes bekehren und in Hoffnung aufrichten, indem sie darauf vertrauen, daß Gott ihnen um Christi willen | gnädig sein werde, ihn als Quelle aller Gerechtigkeit zu lieben beginnen und sich deshalb mit einem gewissen Haß und mit Abscheu gegen die Sünden wenden, d.h. mit jener Buße, die man vor der Taufe tun muß. Schließlich indem sie [3.] sich vornehmen, die Taufe zu empfangen, ein neues Leben zu beginnen und die göttlichen Gebote zu beobachten. [ . . . ]

Kapitel 7: Das Wesen der Rechtfertigung des Gottlosen und ihre Ursachen

Dieser Disposition oder Vorbereitung folgt die Rechtfertigung selbst. Sie ist nicht nur Vergebung der Sünden, sondern auch Heiligung und Erneuerung des inneren Menschen durch die willentliche Annahme der Gnade und der Gaben, wodurch der Mensch aus einem Ungerechten ein Gerechter und aus einem Feind ein Freund wird, so daß er Erbe ist „gemäß der Hoffnung auf das ewige Leben“ (14). Die Ursachen dieser Rechtfertigung sind folgende: Zielursache ist die Herrlichkeit Gottes und Christi sowie das ewige Leben; Wirkursache ist der barmherzige Gott, der umsonst reinwäscht (15) und heiligt, indem er siegelt und salbt (16) „mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unserer Erbschaft ist“ (17), Verdienstursache ist sein geliebter Einziggeborener, unser Herr Jesus Christus, der uns, „da wir noch Feinde waren“ (18), „aus übergroßer Liebe, mit der er uns geliebt hat“ (19), durch sein heiliges Leiden am Holz des Kreuzes die Rechtfertigung verdient und für uns Gott dem Vater genuggetan hat; Instrumentalursache ist das Sakrament der Taufe, welches das Sakrament des Glaubens (20) ist, ohne den keinem Menschen jemals Rechtfertigung zuteil wurde. Einzige Formalursache schließlich ist die Gerechtigkeit Gottes, nicht durch die er selbst gerecht ist, sondern durch die er uns gerecht macht, d.h. durch die wir, mit ihr von ihm beschenkt, in unserem Geist und Sinn (21) erneuert werden und nicht nur als Gerechte gelten, sondern wahrhaft Gerechte heißen und sind (22) indem wir die Gerechtigkeit in uns aufnehmen, ein jeder seine eigene, nach dem Maß, das der Heilige Geist jedem einzelnen zuteilt, wie er will (23) und gemäß der eigenen Disposition und Kooperation eines jeden. Denn obwohl niemand gerecht sein kann, außer wenn ihm die Verdienste des Leidens unseres Herrn Jesus Christus mitgeteilt werden, geschieht dies dennoch in der Rechtfertigung des Gottlosen in der Weise, daß aufgrund des Verdienstes des heiligen Leidens die Liebe Gottes durch den Heiligen Geist in die Herzen derer ausgegossen wird (24), die gerechtfertigt werden, und in ihnen bleibt. Deshalb bekommt der Mensch in der Rechtfertigung mit der Vergebung der Sünden dies alles zugleich eingegossen durch Jesus Christus, dem er eingegliedert wird: den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. Denn ohne daß Hoffnung und Liebe zu ihm hinzukommen, eint der Glaube nicht vollkommen mit Christus und macht nicht zum lebendigen Glied seines Leibes. Deshalb heißt es völlig zutreffend, | der Glaube ohne Werke sei tot und nutzlos, und in Jesus Christus gelte weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein, sondern der Glaube, „der in der Liebe wirksam ist.“ (25) Diesen Glauben erbitten die Katechumenen nach der Überlieferung der Apostel vor dem Sakrament der Taufe von der Kirche, wenn sie den Glauben, der das ewige Leben verleiht, erbitten, das der Glaube ohne Hoffnung und Liebe nicht gewähren kann. Daher hören sie auch sogleich das Wort Christi: „Wenn du das Leben erlangen willst, halte die Gebote.“ (26) Deshalb ergeht an diejenigen, welche die wahre und christliche Gerechtigkeit empfangen haben, sogleich nach der Wiedergeburt der Auftrag, diese Gerechtigkeit oder das erste Gewand (27) das ihnen durch Jesus Christus anstelle des Gewandes, das Adam durch seinen Ungehorsam für sich und uns verloren hat, geschenkt ist, weiß und makellos zu bewahren, um es vor den Richterstuhl unseres Herrn Jesus Christus zu tragen und das ewige Leben zu erhalten.



(12) Vgl. Röm 10,17.
(13) Röm 3,24.
(14) Tit 3,7.
(15) Vgl. 1 Kor 6,11.
(16) Vgl. 2 Kor 1,21 f.
(17) Eph 1,13 f.
(18) Vgl. Röm 5,10.
(19) Eph 2,4.
(20) Vgl. Augustinus, Ep. 98 ad Bonifatium 9 (CSEL 34/2, 530 f.; PL 33, 363 f.).
(21) Vgl. Eph 4,23.
(22) Vgl. 1 Joh 3,1 (Vulg.).
(23) Vgl. 1 Kor 12,11.
(24) Vgl. Röm 5,5.
(25) Gal 5,6.
(26) Mt 19,17.
(27) Vgl. Lk 15,22.

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