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Reform der Reichskirche – Regensburger Reformordnung (7. Juli 1524)

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Wider den gaistlichen wuocher, den man symoney nent, wöllen wir von gesetz der alten vätter nit weychen, sonder gebietten, dasselb bey den peenen, darin begriffen, zuo halten.

Wider die gaistlichen personen, so warsager oder zaubrer sein und die hailigen gleicherweyse als der alten vätter gesetz verdammen, setzen und wöllen wir, das söllich nach der obrigkait willen eerloß sein sollen, wöllich aber ermant und darüber davon nit lassen, die sollen von iren orden gethan und ain zeyt lang nach willen der öbern in ain ander kloster verschickt, auch irer gaistlichen pfründen und ämpter entsetzt werden.

Dann die andern falsch christen, die vom christenlichen glauben wenig halten und die judischen oder ander sect eynmüschen, sollen von der hailigen christenlichen gemainschaft außgeworfen und wider dieselben mit fleyssiger erforschung gehandelt, dann die sich nit bekeren wöllen, sollen durch die ordinari oder ir vicari oder durch die, so zuo erkundigung der ketzereyen fürgenommen, oder die richter, so von bäbstlichen stuol oder durch uns verordent, mit gebürlichen peen gestrafft werden.

Wir verbieten auch den gaistlichen gleycherweyse als den layen, das sy von unserm hailigen glauben leychtfertigklich (sonderlich under dem weyn und bey den wirtschaften) nit disputiern. Legen auch der priesterschaft hiemit auf, dass sy sich aller messigkait gebrauchen und sonderlich sich mit lesen des neuen und alten testaments (wie dann billich ist) befleyssen, damit sy durch den müssiggang nit in laster und wollust fallen.

Wir setzen und ordnen auch, das ain yeder bischoff mit fleyß eynsehung thuoe, damit die vicarien, die auf leben lang geordent oder aber auf wolgefallen eing[e]setzt sein, von einkommen söllicher ir vicariaten ain zymlichs auskumen haben, damit inen nit ursach und weg gegeben werde, ire underthanen von irer heußlichen armuot oder täglichen notturft wegen zu dringen und zu beschweren.

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Und damit dem allem also nachkummen werde, dann nichts nutz ist, ordnung und satzung zuo machen, nur allein es seyen dann die nach denselben leben und die volziehen, auch unser christlicher glaub widerumb in aufnemen kumm und die priesterlich wirdigkait durch außtilgung der ketzereyischen wurtzen widerumben iren standt erraichen müg, und aber solchs hart ander gestalt noch mit besserem fuog beschehen mag, dann die alten gebreüch, die durch versamlungen in bistumben, die man synodos nent, wurden dann aufgericht, gehalten und widerumben verneüt, demnach setzen und ordnen wir, das alle jar zuo fügl[i]cher zeyt durch ain yeden bischoff sampt den treffenlichern von prelaten, techanten und andern tapfern personen in iren bistumben versamblungen, die man synodos diocesanos [Bistumssynoden] nent, gehalten, auß denen verordent werden sollen richter, die in yedem viertail fleyssigklich aufmercken, ob die obangezaigten, auch alle andere ordnungen und satzungen, so durch die versamblungen in bistumb mit vorwissen des bischoff aufgesetzt, gehalten werden oder nit, mit ersuochung (obs vonnöten seyn wolt) der weltlichen öbrigkait.

Und gebietten darauf, das dise unsere constitution gleycherweyse in ertzals in den bistumblichen versamlungen, so man synodos nent, allweg in anfang gelesen werden, damit nit yemants kunftigklich die unwissenhait fürwerfen möchte.

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Quelle: Albrecht P. Luttenberger, Hg., Katholische Reform und Konfessionalisierung. Darmstadt: WBG, 2006, S. 215-25.

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