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Reform der Reichskirche – Regensburger Reformordnung (7. Juli 1524)

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Weytter sollen sy die offnen tafern meyden, nur allain sy müsten die, uberlandt ziehendt, eyngeen, doch daselbst als woll als dahaimbd und anderstwo sich vor fraßhait, füllerey und allem spil, in den gaistlichen rechten verbotten, dergleychen vor schelten, fluochen, kriegen und allen andern ubertretungen und ergernussen gentzlich enthalten, tentz, offen spill und offen geselschaften meyden, damit von ires muotwilligen lebens wegen irem gaistlichen namen nit ubel geredt werde. [ . . . ]

Dann die priester, so seelsorger sein, oder aber ir vicarien sollen ire underthanen oder pfarrleüt in seelgerätten und andern pharlichen gerechtigkaiten, uber das sy inen von rechts wegen zuo thuon schuldig, nit beschweren und sy uber die erst begengknus oder leibfell, den sybenden, dreyssigisten oder jartäg zu halten, (9) nit dringen, dergleychen die opfer ausserhalb der hochtzeitlichen fest, nachdem die nach aines yeden guotten willen geraicht werden sollen, nit suochen. Auch von den begrebnussen, raichung der hailigen sacrament und andern gaistlichen dienstbarkaiten wegen sol noch mag nyemants kain dingnuß oder vertrag machen oder aber vorgedingsweyß ichts erfordert oder ersuocht werden. Auch von der pharleüt versaumnus oder nit-außrichtung der obertzelten gerechtigkaiten sol nyemants gebürn, der sacramenten ains oder mer zuo versagen oder aber von schuld wegen yemants die begrebnus zuo verbieten, doch die pharlichen gerechtigkaiten, wye die der gebrauch hergebracht und der kirchen dienern billichen zuostenn, wöllen wir durch die vorgemelt satzung nit entzogen haben.

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[ . . . ] Dann es getzimbt den briestern kain uberflüssikayt zuo treyben, damit sy nit hören, der pauch sey ir Got, zuosampt dem, das irem standt zuostet, dem almächtigen mesigklich und keüschlich für die sünd ire gotzdienst zuo opfern.

Weytter, damit die geystlichen nicht geacht werden, sich mer des gelts, dann hayl der seelen zuo befleyssen, sonderlich wenn si di layen, so die schweren sündt in irer beicht bekennen, nit mit klainen unstatten an ain oder mer ort weysen, demnach setzen und ordnen wir, das hinfür ain yeder peychtvater müg absolvieren ain yegklichen layen, der reu hat und gebeycht ist, von allen haymlichen sünden, wie schwer oder groß die sein möchten, und die ordinari bißher yren gewalt vorbehalten haben, allain außgenommen todtschleger, ketzer und die in pann sein, dieselben sollen dem bischoff oder seinem vicari zuogeschickt, aber für vergebung oder nachlassung der sündt, die man absolution nent, sol gar nichts mit oder durch ein vorgeding genomen werden.

Aber der briesterschaft oder geystlichen personen halben beschicht durch dise constitution kain verenderung.

Wir setzen auch, neben St. Paulus leer, die da spricht, das kaynem gezymb, zu bald sein handt aufzulegen, damit nit yemants die seelsorg leichtfertigklich bevolhen werde. (10) Demnach sol ein yeder (und ob er gleich ayn ordensman were), ehe der zuogelassen, durch den bischoff oder seinen vicari bewert werden. Es soll auch den pharern nit gezymben noch den pharmenigen gnuog gethan sein, das die pharrer vicari an irer stat setzen oder ainicherlay fruchtmessung absentzweyß nemen on erlaubnus des bischoff oder seines vicari, dann als den tritunden [tretenden] ochsen sein maul nit anzebinden ist, so stellen wir obanzaygt der fruchtniessung und der absentz (11) satzungen zuo des bischofs oder seines officials messigung.

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Und nachdem vil hailsamer ist, in dem tempel Gottes wenig uf[e]n rumb, auch gelert, dann ungelert und ungeschickt diener zuo haben, und solches zuo unsern zeytten die notturft erfordert, demnach sollen hinfüro in die weich [Weihe] nit zuogelassen werden, nur allain die, so mit guoten sitten, züchtigem leben unnd erfarner kunst für ander erkent und durch gezeugknuß aines ordenlichen und gewonlichen examen bewert sein.

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(9) Termine für Messen zum Totengedächtnis.
(10) Vgl. Paulus, 1 Timotheusbrief 5, 22.
(11) Anteil am Pfarreinkommen, den der als Stellvertreter eingesetzte Vikar dem abwesenden Pfarrer zu entrichten hatte.

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