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Verteidigung des Frauenklosters – Straßburger Dominikanerinnen (1526)

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Darumb wahre die priorin vnd alle closter frauwen biß in todt betriebt. Sÿ sprachen, waß leidts sÿ nur werden anfangen, wann sÿ so gar kein sellen trost vom keinnem priester haben. Die priorin sag zu innen, sÿ sollen nicht so gar verzagt sein, sÿ hoff auff Gotteshilff. Alß sÿ nach beÿ samen wahren spet an einem obet (36) da kammenn verkloiter weiß (37), aber die portnerin erkönnet in gleich an der sprach, fiehret in schnelligklichen in daß rebentall, woh aller closterfrauwen vorsamblet wahren. Da seint in entgegen gangen mit grossen [10r] freÿden doch mit roth werweinten augen, im zu füessen gefallen, ime gebetten, er wohle sich doch irer erbarmen, vnd sein ihr geistlicher vatter. Da gab er innen den segen vnd versprach inen einer jeden in sonderheit mit dar reichung seiner hand, daß er sÿ nicht wohle verlassen sonder alß für seine geistliche kinder alle zeit sorg tragen. Da danckhen sÿ im demietig der grossen gnaden, sÿ klagkten im waß sÿ für ellend vnd beschwarlichkeit hätten, daß sÿ vor betriebnus vnd härtzen leid sterben möchten. Er solle innen doch rathen vnd hälffen, Er sprach, liebe geistlich kinder, lassen ab von so villen weinen. Sellig die vmb der liebe Jesu verfolgung liden. Freÿwen eich deßen vnd seint getröst bleiben vöst im glauben, hoffnung vnd liebe, so verlasset eich Christus der herr, eÿwer himmellischer braÿdigam, nicht. Sonder er wirdt eüwer hälffer vndt vergelter sein, der all die tödt vnd hertz stich, die ihr da täglichen einnemben vnd leiden. Werden in daß buch der lebigen geschriben vnd alda behalten biß zu seiner zeit, alß dann wirdt Gott abweschen die trähnen von den augen seinen diennerinen, vnd all ihr betribnuß kören in ewigefreiden. Da nam er vrlaub von inen vnd versprach, inen bald wider zu komen oder ein andern zu schicken, der sÿ heimlichen mit dem hoch wirdigen gut bewahren vnd trösten solle. Daß hatt alle closterfruawen von hertzen erfreÿwet, sÿ wohlten von ihren geistlichen übung nicht ablassen. Haben ihr siben tag zeiten ihm käller gehalten, daß sÿ die singen könnten, daß sÿ niemant hören möchte.

Alß sÿ nur edliche wuchen ein wenig in der ruh wahren, da kömmen wider die closterherren. Die brachten innen schrifftlichen von dem ersammen rath gar ein trauwige bottschafft, daß sÿ inerhalb 5 tagen auß dem closter sollen. Daß seÿ nun von den herren beschlossen, wie [10v] eh wie bößer. Daß mieße sein vnd nicht anders. Sÿ sollen ihr haußrath zusammen machen, ihre frÿnd werdten sÿ abhollen. Die keine frindschafft haben, wohlen die herren schon versorgen, vnd miesten alle weltliche kleider tragen. Die priorin sprach, mir haben keinne, auch keinn gelt, solche machen zu lassen. Da haben die herren daß silber genumben auß der kustereÿkamer, vnd woh sÿ sunst bekomen haben, laßen daß durch die soltner auff den pfennig thurn tragen. Da vor gaben die herren auff diß mahl nur 4 hundert gulten, für die closterfrauwen zu weltlichen kleider, die innen die herren selbsten haben machen laßen.

Waß für grossen schrackhen solches dem gantzen convent geweßen, daß ist zu beschriben. Sÿ huben ihre händ gehimmel mit weinnen vnd soüfftzen. Sÿ sprachen, eß wahre inen vnmöglichen, außem closter zu gehn vndt weltliche kleider zu tragen. Etliche fiehlen in omacht (38), etliche schriehen, man solle innen daß haupt abschlagen. Vor hertzen leidt vnd betriebnus wisten sÿ den herren kein anwordt zu sagen. Sÿ batten gar hoch vndt demietig, sÿ wohlten inen noch ein bartag zeit geben, sich zu bedänckhen, dan sy so schnell vor grossem leid den gnädigen herren kein andwordt könnten geben. Die closterfrauwen wißen auch alle wohl, daß dißer handel wurde angestiffet von auß drätter. Da tröstet sÿ die priorin vnd sprach, lieb kinder, mir sollen den höchsten noth hälffer vmb gnad betten. O Gott, der du alle hertzen erkännest, weist allein mit welcher tüeffen wunden die hertzen deiner armmen diennorinen geschlagen seint wordt vnd in welcher angst vnd gefärlichkeit sÿ gesetz wahren. Die priorin sprach, O Herr, erbarme dich vnßer vnd wollest daß bitten deiner betriebten kinder erhören, dan mir in nöthen vnßers lebens, ja auch vnsers guts vnd ehren.



(35) Abend.
(36) verkleidet.
(37) Ohnmacht.



Quelle: Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg, Signatur: MS.1.392.

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