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Verteidigung des Frauenklosters – Straßburger Dominikanerinnen (1526)

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Da wahre Docter Butzeri böß vnd sprach, sÿ solten nicht mit ihr reden, weillen sÿ all sein befelcht veracht vnd seine gute lehr immer wider legt, sÿ seÿhe im bann.

Aber die priorin sprach, wehr verdampt mich dar zu?

Butzerus andwordt, ich durch mein gewalt, weillen ihr vermessenlich daß wordt Gottes verach[t]en.

Die priorin sprach, ich verach daß gantz nicht, sonder eÿwer wordt vnd lehr in welchem köinn Fundament der warheit ist. Der höchste lehrer hatt vnß schon vor längstem durch seine heillige kirchen vättern sein Göttliches wordt ercläret, vnd nit gewardt biß solches die außdretter verkörter weiß vnder den bänckhen hervor brächten.

Auff diße red wardt docter Butzerus grimmig zornig, hatt der priorin die feigen botten (9). Da haben zu die schwestern zuruckh gezogen, vnd stundten vmb sÿ. Er treÿwet ihr mit fürigem angesich, daß er sÿ wohle beÿ der statt ver[5v]klagen. Er schänd sÿ auß mit villen schmach wordten. Er wohle ihr boßheit alles den herren sagen, die werdten ihr hochmut so demietig machen. Dan ich beÿ dem ersamen gantzen magisterat grossen gunst vnd ehr habe, vndt kann von dem alles erlangen, [wenn] sÿ ach[t]en hoch mein lehrr vnd glauben meinen wordten alß einem apostel gottes.

Da sprach die priorin, vergebet mir, wan ich eich betrieb hab durch mein red, die ich doch vorbrach auß guten gemieth. Dan ich sag nicht eich zum bößen. Ihr seint in wahrheit zu betauren, daß ihr, ein so ansehnlicher, von jeder man beriembter hochgelerter, wohl beredter pater, in die grosse irung seint kommen: dan ein blinder kann es begriffen, daß euwer lehr nicht vom heilligengeist, weillen (10) die nicht behÿlfflich zu der selligkeit, sonder nur diennlichen dem schnödenfleisch Vnd hätten ihr geprediget vom fasten, betten vnd buß leben, auch andern guten wercken, so wehren ihrer nit gleich so vill geweßen, die eüwer lehr gevolgt hätten. Da tratt ergrimig auff den Boden, vnd luiff wiettig auff vnd ab in dem rebendall.

Mutter Anastasia Mögin (11) batt die priorin, sÿ solte außgehn vndt im auff sein red keinn andwordt mer geben, sÿ schickh auch heimlichen zu Sanct Joann (12) vnd Alten S. Peter (13) daß ihren ein bar (14) herren zu hilff kommen.

Über ein weil lauff Docter Butzeri wider zu der betriebten pri[orin], redet sÿ mit groben worden an: du dorin vnd sinlose [6r] non, was vnderstehest du dich zu reden von der Göttlichen Schrifft, vnd vermeßen sagen, daß die von mir nicht recht auß gelegt wirdt. Ihr blumpe vnverständige sollen wißen, daß vill biecher gibt, die nicht nach dem wahren bußstaben (15) außgelegt sein, dan nit alle derselben haben den Geist Gottes gehabt.

Da sprach die priorin, mir haben keinen zweiffel, daß vnßere alte leß biecher nich vom heilligen geist seÿen. Wir verlangen keiner verner außlegung vnd wöllen da beÿ bleiben.

Docter Butzeri sprach, ich hab mein lebtag keine hartnäckige nunen gesehen alß eich Margaretha drachen. Meine geistliche kinder zu S. Marx vnd Catharina (16) seint mit gehorsam vnd volgen meiner lehr, [als] wan die vom himmel währe, vnd meine neÿwe biecher leßen sÿ täglichen. Er wohle inen auch eines schickhen von der bibel vnd vom apostel Paulus.

Die priorin bedanckh sich, weillen sÿ der biecher genug haben.

Da sprach er, habt ihr dan an meine keinen glauben. Die closter frauwen sagen alle, mir glauben die alt Bibel vnd deß heilligen Pauli Episteln. Neÿe propheten vnd apostel werdten verworffen, dan sÿ seint verkorer der heilligen schrifft.

Doctor Butzeri: ihr seint gantz verblend in der bößheit, so doch die gantze statt men lehr für die clare warheit halt, vnd meiner predig glauben alß der wordt eines apostels.

Die priorin sprach, ihr mögen endtlichen von den Straßburg den schöne tittel bekommen aber nit zu vnßers heilligen ordens ehr vndt, eÿwer sellen nutzen. Ich sorg ihr werdten leider noch in ein betriebten bößen standt kommen, so ihr doch der jenige hätten sein [6v] können, welcher daß schädliche für deß neÿen glaubens, durch eÿwer verstand vnd gute wißenschafft wohl hatte mögen hälffen dämmen vnd außlöschen. So haben ihr aber verkörter weiß daß heimlichen in allen burger häusern, ja offenlichen aller orden hälffen anzinden zu förchten ist, daß zu der zeit erfilt wirdt. Waß eÿwer leß meister vnßer geweste (17) beichtvatter zu eÿch gesprochen, meinn frater Butzeri, eintweder werdt ihr ein liecht der kirchen oder ein luciver, aber ich besorge, daß ihr mer ein engel der fünsternus wordten alß deß liechs. Jetz eüwer lehr vndt predig gibt es antag, daß man solches wohl glauben mag, weillen ihr auff offenlicher kantzel gesagt, wann deß Thomae von Aquin biecher verbrännet wahren, so wohlten ihr die gantze welt zu eüwer neÿwen glauben bekören, solches ja nimmer kein rechter catholi[s]cher Christ glauben kann, weillen der göttliche mund dißes engelichen lehrers schriften selbsten gut gesprochen hatt.



(9) Feigenhand, eine Geste mit der Hand, bei der der Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt wird. Sie diente zur Abwehr aller möglichen Übel wie Behexen, Verschreien und dem bösen Blick.
(10) weil.
(11) Anastasia Mieg, die einer wirtschaftlich und politische bedeutender Familie stammte.
(12) Haus des Johanniterordens, das vom Stadtsherrschaft exempt war.
(13) Alt Sankt Peter, Stifts- und Pfarrkirche.
(14) Paar.
(15) Buchstaben (?).
(16) St. Marx und St. Katharina, Dominikanerinnenklöster.
(17) gewesene.

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