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Definition und Abgrenzung – Konrad Grebel und Andere an Thomas Müntzer (5. September 1524)

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Deß touffs halb gfalt unß din schriben wol, begerend ouch witer bericht werden von dir. Wir werden bericht, daß man on die regel Christi deß bindens und entbindens ouch ein erwachsner nit gtoufft solte werden. Den touff beschribt unß die gschrift, daß er bedütte durch den glouben und daß blůt Christi (dem getoufften daß gmüt enderendem und dem gloubenden vor und nach) die sünd abgewäschen sin; daß er bedütte, daß man abgstorben sie und sölle der sünd und wandlen in nüwe deß läbens und geist, und daß man gwüß selig werd, so man durch den inneren touff den glouben nach der bedütnuß läbe; also daß daß wasser den glouben nit befeste und mere, wie die glerten zů Wittemberg sagend, und wie er ser fast tröste und die letst zůflucht in dem todbett sye. Item daß eß ouch nit selig mache, wie Augustinus, Tertullianus, Theophylactus und Ciprianus zů schmach dem glouben und dem liden Christi an den alten erwachsnen, zů schmach dem liden Christi an den ungetoufften kindlinen, gelert habend. Wir haltend uß nach gemelten gschriften: Gene. 8., Deute. 1. 30. 31. und 1. Cor. 14. Sapientiae 12., item 1. Petri 2., Ro. 1. 2. 7. 10., Mathei 18. 19., Marci 9. 10., Lucae 18. etc.: daß alle kind, die noch nit zů underscheid deß wüssens gůtts und böß kummen sind und von dem baum deß wüssens nach nit geessen habend, daß sy gwüß selig werdind durch daß liden Christi, deß nüwen Adams, welcher inen daß verschimpft läben widergebracht hab, die wil sy allein dem tod und verdamnuß underworfen gsin werind, wo Christus nit gelitten hett, nach nit erwachsen zů dem prästen der zerbrochnen natur, man künne unß denn bewisen, daß Christus nit für die kind gelitten hab. Daß man aber fürwirft, der gloub werd von allen erforderet, so da selig werden söllind, schlüssend wir die kind uß und haltend sy on glouben selig werden und nit glouben uß obgemelten sprüchen, und beschlüssend uß beschribung deß touffs und uß den gschichten (nach welchen kein kind getoufft worden ist) ouch uß den obgmelten sprüchen (so allein von allem handel der kinden luttend und andere alle gschrift die kind nit betrift), daß der kindertouff ein unsinniger, gotzlesteriger grewel sy wider alle gschrift, ouch wider daß bapstumb; wan wir findend, daß fil jar nach der apostlen zitt durch Cipryanum und Augustinum sechßhundert jar lang gloubende und ungloubende mitteinandren getoufft sind worden etc. Die wil du semlichs alß zehen malen baß bekenst und wider den kindertouff dine protestationes heruß gelassen hast, verhoffend wir, du handlist nit wider daß ewig wort, wißheit und gebott Gottes, nach welchen man allein gloubende touffen soll und touffist keine kind. Ob du oder Carolostadius nit gnůgsam wider den kindertouff schriben werdend mit aller zůgehört, wie und warumb man touffen sölle etc., so wirde ich min heil versůchen (Cůnrat Grebel) und daß ich angehebt han follen uß schriben wider alle, so biß har (on dich) von dem touff verfürlich und wüssenlich schribend und die unsinnig gotzlesterig form deß kindertouffs tütscht hand, alß Luter, Löw*, Osiander und die Straßburger, und ouch etliche noch schantlicher gehandlet hand. Ob eß von Gott nit gewendt wirt, so bin und wird ich mitsampt unß allen der verfolgung gwüsser sin von den glerten etc., dann anderen lütten. Wir bittend dich, wellist allte brüch der endchristy nit bruchen ouch nit nemmen, alß sacrament, meß, zeichen etc., allein an dem wort halten und schalten, wie allen gesanten, und dir und Carolostadio foruß, wol anstat, und ir mer tůnd, weder alle predicanten aller nationen.


* 3 Leo Jud.

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