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Die Marburger Religionsgespräche – Bericht eines lutherischen Augenzeugen (1529)

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Darauff sagt Oecolampadj, wolan wir haben dannocht souil anzaigt, das wir nicht leichtfertiglich noch one vrsach oder grosse Bewegung Inn die maynung komen sein.

Darzu sagt Luther, wir wissens allzuwol, das Ir gros vrsach habt gehabt, es ist aber die sach nichts dester pesser.

Darnach wurden sy gefragt, ob sy weytter wolten etwas fürprinngen, sagten sy nayn, die weyl man das vorig nicht wolt annemen, könnten sy wol ermessen, das man das nachuolgenndt vyl weniger wurd annemen, darauff sagt Luther, nun habt Ir doch nichts probirt, das gibt euch ewer aigen gewissen gezeugknus.

Also wurd vom Canntzler darzwischen geredt, sy solten mittel vnd weg suchen, wie man ainig wurd. Sagt Luther, ich wayß kain annder mittel, dann das sy gottes wort die eer geben vnd glauben mit vns. Darzu sagten sy, sy könntens weder begreyffen noch glauben, das der leyb Christi da were. Sagt Luther, so wöllen wir euch auch faren lassen vnd dem gerechten Gericht Gottes befelen, der wirds wol finden, wer recht hat. Saget Oecolampadius hinwider, Vnd wir euch auch. Zwinglio aber giengen die augen über, das es menigklich merket.

Dieweyl aber Luther im anfanng vnndter anndern gesagt het, sollen wir ains werden, so müessen wir nicht allain vom Sacrament, sonnder von anndern mer stucken handeln, Dann sy der widertayl schier kain hauptstück Christlicher lere recht leren, sonnderlich ist mir anzaigt von denen von Straßpurg etc.

Stund Jacob Sturm auff, zaiget an, er were geschickt, darob zu sein, das der zwyspalt vom Sacrament hingelegt wurde etc. Nun were er außzogen der maynung, als were es nur um ainen strittigen artickel zuthun, so wolten sich dero mer fynden, vnnd wann er die potschafft solt heimpringen, wurde er übel besteen etc., begeret seiner prediger lere zuuerhören vnd zu zeugen, wo sy recht oder vnrecht lereten, wurd zugelassen. Putzer gab Rechenschafft für sy all, aber zwar nicht recht, sonnderlich auch von der Tauff, begeret, Luther solt Ine zeugknus geben, das sy recht lereten. Luther aber antwurtet, trawen nayn, Ich bin euer Herr noch euer Richter nicht, so wolt Ir mich noch meiner lere auch nicht, so kan ich euch zu Jungern auch nicht leyden, wir haben vor wol enntpfunden, das Ir begert, vnnder vnnserm namen euer lere außzupraytten, ich höre euch wol yetzo, wayß aber nicht, ob Ir dahaym auch also leret, oder nicht etc., darum gib ich euch kain zeugknus, Ir dürffts auch nicht, dann so Ir überal rümet, Ir habts von vnns nicht gelernt, was dürfft Ir dann vnsers zeugknus? man sichts allzu wol, das Ir nichts von vnns gelernt habt, wir wolten auch vngern solche Junger haben.

Also begeret Putzer, er solt doch antzaigen, was Im misßfiel an Irer lere, sagt Luther, ich bin euer herr nicht, euer Richter nicht, euer lerer auch nicht, so reymet sich vnser gayst vnd euer gayst nichts zusamen, sonnder ist offenbar, das wir nicht ainerley gayst haben, dann das kann nicht ainerley gayst sein, da man an einem ort die wort Christi ainseltigklich glaubt vnnd am anndern denselben glauben tadelt, widerfichtet, lügstraffet vnd mit allerley frefeln lesterworten antasstet. Darumb wie ich vor gesagt hab, beuelhen wir euch dem vrteyl gottes, leret, wie Irs vor got wölt verantwurten.

Als man nun sahe, das sy In nicht helffen noch rathen wolten lassen, Im hauptartickel vom Sacrament, Ließ vnns der Fürst danncken, das wir sein gnaden zu gefallen komen wern, mit erbiettung etc., dißmal solten wir abgeen, vnnd wann vnns sein gnad wider forderte, samentlich oder sonnderlich, solten wir kain beschwerdt haben, sein gnad wolt weyter Rats pflegen, wir müessten ye nicht also von einannder etc. Dornach beschicket er ye ain nach dem andern, fraget Rath, mittel, vnd ob man nichts weychen könnt, fanndt bey vns allen, wann sy der annder tayl bekennen wolten, das der leyb Christi Im Abenntmal were, nicht allain In der menschen gedechtnus: so wolten wir sy aller anndern frag erlassen vnd nichts drinngen, ob er leyblich oder gaystlich, natürlich oder übernatürlich, In stat oder one stat da were, vnd also für brüder wider annemen vnnd alles thun, was In lieb were.

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