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Eine Predigt an die Laien in ihrer eigenen Sprache – Johann Geiler von Keysersberg, Die Emeis (20. März 1508)

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Zů dem driten sprich ich: Du sprichst, mag man nit ein gemein reformacion machen. Ich sprich nein. Es ist auch kein hoffnung, das es besser werd umbe die cristenheit, warumb nit. Es sein drey ursachen, und umb dreier geschlecht willen: Umb der heupter, umb der underthon, umb frummer menschen Willen. Das erst: So mag man kein gemein reformation machen umb der heupter willen. Wan man morn ein consilium berüfft, so betrachte, was lüt man dar schicket, wan man Prelaten sol ußlesen, die man in ein consilium sol schicken, so liset man die ebt uß. Betracht die selben ept, wz Pröbst, wz Dechan, laß schon sein, dz man doctores als gelerte dar berüfft, wen wir schon dar kummen, wz sein wir für lüt, wir seind nüt wert. Zů dem andern, umb der underthon willen. Ir alle und in der gantzen cristenheit, die weren darwider. Zů dem dritten umb der frummen erbern menschen willen, wan die selben sein under den bösen gůt und leiden vil widerwertikeit von inen, davon sie groß verdienen haben, das nit wer, wan alle welt gůt wer, und ein gemein reformation wer, es mag nit besser werden. Nit mer dan vor .xxx. jaren, ee ich her kam zů Ammerschwyer, da obnen im land, da ich das a b c gelert hab und auch da gefirmt bin worden, aber nit getaufft, da was im gantzen stelin [stetlin?] kein man, der ein kurtzen mante het, außgenummen ein man, der wz ein weibeil oder statknecht. Sie hetten all lange röck an biß für die kny hinab, wie die alten bauren seind gangen. Aber jetz so gond sie zerhackt und so kurtz und verbremt, als man in grossen stetten niendert gat. Also wachßet leckerei und bosheit mit den buren uff, darumb sag ich, dz es vor .xxx. jaren, da ich herkam, hie und anderßwa gar ein behutsaz yngezogen leben wz.

Zů dem fierden sprich ich: Das nit mag ein gemein reformation werden in der gantzen cristenheit. Aber in der sunderheit möcht jeglicher wol sein stat und yeglicher oberer sein underthon reformieren. Ein bischoff in sein bistumb. Ein apt in seinem closter. Ein rat sein stat. Ein bůrger sein hauß, dz wer leicht. Aber ein gemein reformacion der gantzen cristenheit, das ist hart und schwer, und kein consilium hat es mögen betrachten und weg mögen finden. Warumb, Dz wil ich dir sagen, du sihest, wz grossen kosten und arbeit daruff gat. Wan man nur ein closter sol reformieren. So můß man vor zů dem bapst, urlob nemen, und zů dem künig. Aber wan man die clöster difformiert, so bedarff es sein lauter nüt, dz ist yederman erlaubt, yederman thůt es von im selber. Das gantz (consilium) zů Basel waz nit so mechtig, dz es möcht ein frauencloster reformieren in einer stat, wann die stat hielt es mit den frauen. Wie wolt dan ein consilium erst die gantz cristenheit reformieren, und ist so hart, ein frauencloster ze reformieren, wie hart wer es dan, die manclöster reformieren, besunder da nicht dan edeler in seind und ein grosser anhang haben. Es ist vor etlichen jaren zů unsern zeiten gewest, das man ettlich ständ und frauenclöster hat gereformiert und beschlossen, und ist lang wol gestanden, aber es fahet an widerumb abnemen. Darumb, so es so hart ist, die gantz cristenheit und dy sünder stend ze reformieren. Darumb, so stoß ein jeglicher sein haupt in ein winckel, yn ein loch, und sehe, das er gotes gebot halte und thů, das recht sei, damit das er selig werde.

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