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Ein neoliberaler Kommentator fordert die Befreiung der deutschen Universitäten (5./12. August 2002)

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Internationalität war schon immer ein Wesenszug der Wissenschaft und damit auch der Hochschulen. Im Zeltalter der Globalisierung gehört die Ausrichtung der Bildungsangebote an internationalen Erwartungen und die Kompatibilität von Studienstrukturen zu entscheidenden Aufgaben, die sowohl auf der Ebene der einzelnen Hochschule als auch zwischen den Hochschulsystemen gelöst werden müssen. Die Einführung von international anschlussfähigen Bachelor- und Master-Studiengängen ist notwendig.

Die Nutzung der neuen Medien – die Virtualität – wird für die Hochschule zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor für die Erreichung wissenschaftlicher Exzellenz in Forschung und Lehre. Die Entwicklung einer adäquaten Strategie zum Einsatz neuer Medien – die im Übrigen nicht nur in der internetgestützten Fernlehre besteht, sondern auch vielfältige Formen mediengestützter Präsenzlehre umlassen kann – stellt hohe Anforderungen an ein übergreifendes Hochschulmanagement. Eine solche Strategie wird zum wesentlichen profilbildenden Element einer Hochschule.

Alle Reformen müssen sich letztlich am Primat der wissenschaftlichen Standards messen lassen. In einem dezentralen und wettbewerblichen Hochschulsystem ist daher die Entwicklung und Sicherung der wissenschaftlichen Qualität eine zentrale Führungsaufgabe der Hochschulleitung, deren Verwirklichung ein umfassendes Qualitätsmanagement erfordert. Neben verschiedenen Formen der Evaluation ist die Eröffnung langfristiger Entwicklungsperspektiven für die an der Hochschule tätigen Menschen ein weiteres zentrales Instrument des Qualitätsmanagements, dessen Einsatz nur bei entsprechender Personalautonomie möglich ist.

Autonomie und Deregulierung bedeuten allerdings keineswegs, dass sich der Staat aus der Verantwortung für das Hochschulsystem zurückzieht, sondern setzt vielmehr ein gewandeltes Aufgabenverständnis voraus. Die Politik definiert Zielsetzungen und setzt die notwendigen Rahmenbedingungen für die Hochschulen im Wettbewerb.



Quelle: Detlef Müller-Böling, „Die Hochschule aus ihren ‚Fesseln’ lösen“, Das Parlament, 5./12. August 2002.

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