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Republikflucht von Jugendlichen sowie jugendliche Rückkehrer und Zuziehende in der Zeit vom Januar bis September 1960 (10. November 1960)

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Offensichtlich verläßt auch ein Teil der Jugendlichen die Republik, weil sie unsere Darstellungen über die faschistische, militaristische Entwicklung in Westdeutschland als nicht glaubhaft betrachten, und nicht wenige Jugendliche sprechen davon, daß bei uns nur gearbeitet wird, ansonsten aber nichts geboten werden kann bzw. nichts los ist.

Außerdem wird offensichtlich die bewußte planmässige Abwerbung von Jugendlichen nicht genügend beachtet.

Die Überprüfung der Jugendkriminalität und des Rowdytums, besonders im Bezirk Halle, hat gezeigt, daß bei den festgestellten Gruppen, Klubs und Banden eine Anzahl Jugendliche als Leiter bzw. als Aktivste tätig waren, die früher republikflüchtig wurden und inzwischen wieder zurückgekehrt sind bzw. zuziehende Jugendliche.

Weiterhin wird offensichtlich die direkte Verbindung zu den bei uns in der Republik existierenden illegalen Klubs mit solchen in Westdeutschland mit Hilfe von Postkartenaustausch, Teilnahme an Preisausschreiben usw. unterschätzt.

2.) Die Rückkehr von Jugendlichen in die Republik sowie die Zahl der zuziehenden Jugendlichen hat in der Zeit von Januar bis September 1960 zugenommen.

So gibt es in dieser Zeit 10.546 Rückkehrer davon 6.990 männliche und 3.556 weibliche. Zuziehende Jugendliche gibt es in dieser Zeit 3.766 davon 2.475 männliche und 1.291 weibliche Jugendliche.

Bei den Rückkehrern haben wir es in jedem Monat mit 900 bis 1.000 Jugendlichen zu tun, wobei im April 1.199, im Juli 1.025, im September 1.068 die größten Zahlen erreicht wurden. Bei den Zuziehenden handelt es sich um monatlich 350 bis 480 Jugendliche, wobei im April 476, Juni 406, August 424 zuziehende Jugendliche als Höchstzahlen erreicht wurden.

In den meisten Fällen bringen diese jugendlichen Rückkehrer zum Ausdruck, daß ihnen die Augen über die wirklichen Verhältnisse in Westdeutschland geöffnet wurden, und daß sie ihre soziale Lage zu diesem notwendigen Schritt veranlaßt hat.

Bei den zuziehenden Jugendlichen ist sehr charakteristisch, daß sie sich der Wehrpflicht entziehen wollen und darum in die DDR kommen, bzw. die soziale Lage besonders in solchen Industriezweigen wie Bergbau sie veranlaßt, Westdeutschland zu verlassen.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Jugendlichen bringt auch unmißverständlich zum Ausdruck, daß sie es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können weiter in Westdeutschland zu bleiben, da es für sie offensichtlich geworden ist, daß in Westdeutschland die gleichen Faschisten und Militaristen wiederum die Politik bestimmen und einen Krieg gegen die sozialistischen Länder, besonders gegen die DDR, vorbereiten.

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