GHDI logo

Rede von Friedrich Julius Stahl gegen eine Abschaffung der preußischen Verfassung (1853)

Seite 7 von 8    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Während in anderen Ländern nur die Armee die Autorität wieder herstellte, hat in Preußen allerdings auch die Armee die Autorität wieder hergestellt; aber das Volk hat geistig und moralisch diese Herstellung mitvollbracht. (Bravo!)

Eine Rechts-Ordnung, wie ich sie gezeichnet, und wie wir sie anstreben, will nichts aufgeben von der Macht des Königs.

Sie sucht nur eine Form für die geistige Betheiligung des Landes, und wenn diese in unserem Jahrhundert in Manchem abweicht von den Formen früherer Jahrhunderte, so kann ich darin allein noch kein absolutes Verwerfungsurtheil derselben finden.

Darum möge auch Preußen sich nicht dadurch beirren lassen, daß rund herum die Großmächte die unumschränkte Monarchie hergestellt haben; es geziemt jedem Staate, seine Eigenthümlichkeit zu bewahren, am meisten dann, wenn seine Eigenthümlichkeit gerade die höhere ist – und hat man denn solche Gewißheit, daß der Absolutismus in anderen Reichen in der Folge zu ersprießlichen Resultaten führen wird? (Lebhaftes Bravo links.)

Nach der Februar-Revolution von 1848 meinten viele Leute, das Ende und das Ziel der Weltgeschichte sei die provisorische Regierung, (Heiterkeit) so glauben auch jetzt wieder viele Leute, das Ende und Ziel der Weltgeschichte sei der Absolutismus; ich hoffe von dem Herrn der Weltgeschichte, daß ein anderes Ziel und Ende der Geschichte gesetzt ist. Lange und befriedigende Dauer hat nur ein Reich, das auf sittlichen Grundlagen, auf verbürgten Rechten, auf ächter Freiheit ruht. Darum mögen die absoluten Constituirungen in Europa für Preußen nur eine um so dringendere Aufforderung sein, sich als ein Reich der sittlichen Grundlagen, der verbürgten Rechte, der ächten Freiheit zu erhalten und auszubilden. Das ist seine große Mission, möge es derselben nicht untreu werden! (Lebhaftes Bravo.)

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite