GHDI logo

Deutsche Gewerkschaften stellen sich gegen den Abbau des Sozialstaates (5. März 1997)

Seite 2 von 3    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


2. Arbeitszeit verkürzen und mehr Zeitsouveränität schaffen

Um das vorhandene Arbeitsvolumen gerecht zu verteilen und damit Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen, wollen die DGB-Gewerkschaften weitere Arbeitszeitverkürzungen durchsetzen. Wir wollen mehr Zeitsouveränität für Beschäftigte erreichen. Arbeit und individuelle Lebensplanung können dann besser in Einklang gebracht werden. Wir setzen uns dafür ein:

- Die individuelle Arbeitszeit in vielfältigen Formen zu verkürzen. Dazu gehören auch weitere kollektive Arbeitszeitverkürzungen. Die 35-Stunden-Woche muß gesamtwirtschaftlich verwirklicht werden. Perspektivisch müssen wir weitergehende individuelle wie kollektive Arbeitszeitverkürzungen durchsetzen, ohne die Existenz unterer und mittlerer Einkommensbezieher zu gefährden. Dazu brauchen wir neue Wege.
- Arbeitszeitverlängerungen zu verhindern;
- Überstunden abzubauen und unvermeidbare Mehrarbeit mit Freizeit auszugleichen. Wir streben gesicherte Jahres- und Lebensarbeitszeitkonten an, die den Beschäftigten mehr Zeitsouveränität geben sollen.
- Vollzeitarbeit mit Teilzeit-, Erziehungs- und Bildungszeiten zu verknüpfen, um Erwerbs- und Nicht-Erwerbsarbeit für Frauen und Männer besser vereinbaren zu können.
- Mehr sozialversicherungspflichtige Teilzeit entsprechend den Bedürfnissen von Männern und Frauen anzubieten.
- Neue Formen der Verkürzung der Lebensarbeitszeit über die Altersteilzeit zu entwickeln und umzusetzen.

Generelle Teilzeitregelungen dürfen nur im Einvernehmen mit den Gewerkschaften getroffen werden.

3. Aus- und Weiterbildung sichern und modernisieren

Wir setzen uns ein für den Erhalt und die Weiterentwicklung des dualen Ausbildungssystems. Das Angebot an zukunftsträchtigen Ausbildungsplätzen muß der Nachfrage entsprechen und gleichermaßen für junge Frauen und Männer zur Verfügung stehen. Das Defizit an betrieblichen Ausbildungsplätzen muß beseitigt werden. Aus-, Fort- und Weiterbildung müssen miteinander verknüpft und modernisiert werden.

Dazu werden DGB und Gewerkschaften Druck auf private und öffentliche Arbeitgeber ausüben und alle Möglichkeiten der betrieblichen Interessenvertretung, der Tarifpolitik und in der regionalen Strukturpolitik nutzen.

Wir setzen uns ein für:

- Einen überbetrieblichen Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nichtausbildenden Betrieben durch eine solidarische Ausbildungsfinanzierung, u.a. durch eine gesetzliche Umlagefinanzierung.
- Die Verknüpfung von Arbeit, Aus - und Weiterbildung, um eine adäquate Ausbildung für alle zu ermöglichen. Jugendliche ohne Berufsausbildung und angelernt Beschäftigte sollen dadurch mehr Möglichkeiten für eine vollwertige Qualifikation erhalten.
- Die Weiterentwicklung von Berufsbildern und die Schaffung neuer Ausbildungsberufe.
- Ein Weiterbildungsrahmengesetz, das öffentliche Verantwortung für Weiterbildung sichert und verstärkt und vor allem gering qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auch in Zukunft eine faire Chance auf dem Arbeitsmarkt sichert.
- Eine Weiterbildungsoffensive in den Unternehmen, um die notwendigen Qualifikationen für die Informations- und Dienstleistungsgesellschaft zu vermitteln.
- Die Gleichwertigkeit von beruflicher, allgemeiner und politischer Bildung und die Durchlässigkeit von Bildungsgängen.
- Eine Studienreform, mit der Hochschulstudium und berufliche Perspektive verbunden werden können.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite